Rezension

Ein ziemlich schlauer Thriller

HELIX - Sie werden uns ersetzen - Marc Elsberg

HELIX - Sie werden uns ersetzen
von Marc Elsberg

Bewertet mit 4 Sternen

Cover

 

Das Cover fügt sich auf den ersten Blick sehr gut in die Riege ihrer dunklen Geschwister ein und  sticht dann doch hervor, weil eben einmal nicht die typischen Thriller-Farben gewählt wurden. Stattdessen fällt dem Betrachter gleich der Genstrang ins Auge, welcher gleichzeitig den Titel bildet. Und bestimmt geht es nicht nur mir so, dass einem spätestens beim Lesen des Klapptentextes ein Schauder über den Rücken läuft.

 

 

Handlung

 

Der US-Außenminister bricht regungslos zusammen.
Ziegen die gegen die Ziegenpest Immun sind.
Ein Maisfeld, das trotz Dürre gedeiht und sich sogar gefürchtete Schädlinge vom Stängel hält.
Ein verschwundenes Mädchen.
Ein Paar das sich sehnlichst Kinder wünscht.

Was zu Beginn wie zusammenhanglos wirkt, erweist sich für die Ermittler, welche den Tot des Ministers aufklären wollen, bald als ein Netz von verketteten zusammenhängen. Ihr Ursprung eine als Schule getarnte Einrichtung, welche verzweifelten Paaren ihren Kinderwunsch erfüllen kann. Und sogar mehr als das. Den Paaren wird eine Frage gestellt. Natürlich würden sie jedes Kind lieben, doch welches mehr? Ein "normales" oder ein "begabtes"?

Doch wo ist die Grenze?

 

 

 

Charaktere

 

Die Charaktere sind das, was ich mir wirklich etwas tiefer hier gewünscht hätte. Den, wo der Autor dem Leser gut über die Möglichkeiten der Wissenschaft aufklärt, kommen oft für mich die Motive der Charaktere zu kurz.  Zum Beispiel wird angeschnitten, dass die Kinder nicht sehr glücklich sind mit ihrer Sonderbegabung, weil alle sie anders behandeln. Aber was genau vorgefallen sein könnte, bleibt alleine der Fantasie überlassen. Hier hätte man ruhig mehr Tiefe einbauen können. Vielleicht wäre das schon gelungen, wenn man diesen Charakteren etwas mehr Raum im Buch zugesprochen hätte. Doch durch die verschiedenen Ebenen bleibt dafür leider kaum Zeit.

 

 

Schreibstil

 

Wer hier den klassischen Krimi mit Ermittler und Co erwartet, der wird enttäuscht sein, wenn er Helix beginnt zu lesen. Denn dieses Buch ist anders. Ganz anders. Es verbindet eine unheimlich intelligente Geschichte, welche den Leser zum Innehalten und Nachdenken treibt, mit Spannung und einer Ethikfrage, die jeder von uns nur für sich selber klären kann.
Die verschiedenen Ebenen, welches dieses Buch durchläuft, scheinen gerade zu Beginn wenig miteinander zu tun zu haben. Ist es doch von Mais zum tot eines Menschen doch ein Sprung. Doch nach uns nach verketten sich die Ereignisse und man sieht das Netz, das daraus entsteht. Hauchfein und von Beginn an geplant. 

Das Einzige was ich manches Mal etwas schade fand, war das durch die wissenschaftlichen Erklärungen, so interessant sie auch waren, manchmal der Spannungsbogen etwas absackte. Es fehlte da einfach ein wenig mehr an Tempo.

 

 

 

Meinung

 

Jeder der kluge Thriller liebt, über die man noch eine ganze Weile nachdenken kann, sollte Helix einmal einen genaueren Blick zuwerfen. Denn genau das ist er. Klug, unheimlich weitsichtig und gerade deswegen sehr erschreckend. Oft musste ich innehalten und darüber nachdenken, wie es wäre wenn. Ja wenn es so was wirklich gäbe. Vielleicht schon gibt? Wer weiß schließlich was irgendwo in Reagenzglas gezüchtet wird. Und genau damit spielt der Autor auf eine Weise, die Realität und Fiktion untrennbar miteinander verwebt. Was herauskommt ist ein Thriller, der eben nicht typisch ist. Er ist mehr. Mehr als Mörder und Ermittler. Mehr in so vielem, das ich über die kleinen Kanten, gelassen hinwegsehen kann. Denn der Lesespaß geht bis zur letzten Seite nicht verloren.