Rezension

Eine Achterbahn für die Gefühle

Wie das Feuer zwischen uns - Brittainy C. Cherry

Wie das Feuer zwischen uns
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 3 Sternen

„Wie das Feuer zwischen uns“ von Brittainy C. Cherry wird oft als emotionale Achterbahnfahrt bezeichnet. Ich stimme dieser Einschätzung zu, allerdings nicht ausschließlich positiv. Die Art, wie Tränen seitens der Autorin forciert werden, und die Schicksalsschläge aller auftretenden Personen sich häufen, hat mich beinahe mit einem Schleudertrauma zurückgelassen. Dadurch habe ich immer wieder den Kontakt zum Buch verloren.

Für mich war dies das erste Buch von Brittainy C. Cherry, doch natürlich habe ich bereits viel von dieser Autorin gehört, entsprechend neugierig war ich auf die Geschichte. Ich gebe zu, ich wurde während der Lektüre mehrfach überrascht, mal positiv, mal negativ.

Die Geschichte von Alyssa, die den Spitznamen High trägt, und Logan, der in Anlehnung an „Low“ den Spitznamen Lo trägt, ist in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten geschrieben. Ich bin generell kein großer Freund dieses Stils und auch hier habe ich lange gebraucht, um ihn akzeptieren zu können. Darüberhinaus weist das Buch eine unverhältnismäßig große Dichte an Dialogen auf, über weite Strecken lesen wir Gespräche. Interessanterweise ist das etwas, was ich normalerweise als Anfängerfehler bezeichnen und kritisieren würde, nicht jedoch bei diesem Buch. Hier habe ich tatsächlich innerhalb kürzester Zeit festgestellt, dass die Dialoge gerade die Stärke der Autorin sind. Es sind Gespräche, wie sie echte Menschen miteinander führen würden, und die Emotionen der Charaktere werden sehr, sehr subtil zum Ausdruck gebracht. Die Feinfühligkeit der Äußerungen, bei denen man als Leser mehr spürt als wirklich liest, was dahinter steckt, ist beachtlich. Die ersten fünfzig Seiten war ich entsprechend gefesselt von dem Buch.

Leider kippte es bald. Denn so subtil die Dialoge auch sind, so aufdringlich ist der Rest geschrieben. Alyssas Gefühle, Logans Gefühle, alles binden uns die beiden direkt auf die Nase, sie fühlen unendlich viel, denken ständig und winken dabei so stark mit dem Zaunpfahl, dass wir über ihr Schicksal weinen sollen, dass bei mir das Gegenteil eingetreten ist. Ich persönlich vermute, dass eine andere Erzählperspektive die extreme Emotionalität des Buches verhindert hätte – im positiven Sinne. Weniger ist manchmal mehr. Interessanterweise ist die Autorin bei den Dialogen genau dazu in der Lage, doch in den erzählenden Teilen ist die Emotionalität mir persönlich zu extrem.

Die Geschichte selbst trägt ihr übriges dazu bei. Logan kämpft als Mitglied der bildungsferneren, ärmeren Schicht mit Drogen, Alyssa hingegen ist im Grunde genommen ein wohlbehütetes Mädchen. Beide haben Probleme mit ihren Eltern, wenn auch gänzlich unterschiedlicher Art. Dann kommen Schicksalsschläge hinzu, immer mehr, immer stärker gehäuft, und Charaktere, die angeblich offen und ehrlich zueinander sind, geben sich keine Zeit mehr, irgendetwas zu erklären, so dass die klischeehaften Missverständnisse entstehen, welche zur Katastrophe führen. Das Leben von Alyssa und Logan ist so stark durch Tragik gekennzeichnet, dass ich es nicht mehr ernst nehmen kann. Gewiss, ich stelle nicht in Abrede, dass das Leben für manche Menschen genau so verläuft, dennoch kam es hier für mich leider nicht authentisch, sondern extrem konstruiert und gewollt daher. Zudem werden Nebenstränge in der Erzählung aufgemacht, die ebenfalls tragisch und berührend sein sollen, so dass die Achterbahnfahrt nur noch höhere Geschwindigkeiten erreicht.

Dass dann am Ende für mehr oder minder alle betroffenen Personen ein Happy End in Aussicht gestellt wird, hat mich den Kopf schütteln lassen. Genau dadurch hat nämlich die Tragik von zuvor einen noch größeren Glaubwürdigkeitsverlust erlitten. Dabei sage ich nicht einmal, dass alle am Ende ein tolles Leben haben, darüber lässt sich schließlich auch streiten. Aber ein bisschen weniger pinke Watte und Gänseblümchen hätten der Geschichte auch nicht geschadet.

FAZIT:

„Wie das Feuer zwischen uns“ von Brittainy C. Cherry wird oft als emotionale Achterbahnfahrt bezeichnet. Ich stimme dieser Einschätzung zu, allerdings nicht ausschließlich positiv. Die Art, wie Tränen seitens der Autorin forciert werden, und die Schicksalsschläge aller auftretenden Personen sich häufen, hat mich beinahe mit einem Schleudertrauma zurückgelassen. Dadurch habe ich immer wieder den Kontakt zum Buch verloren. Die sensiblen, subtilen Dialoge sind eine herausragende Ausnahme zu dieser Kritik. Auch, wenn mir der Erzählstil nicht unbedingt gefallen hat, ließ sich das Buch doch flüssig und schnell lesen, es ist eine interessante Lektüre, die für jeden, der gerne extremes Drama liest, gut geeignet ist. Für diesen Leserkreis spreche ich eine Kaufempfehlung aus.