Rezension

Eine Idee, die Jugendliche zum Nachdenken anregt

Ein Tag, zwei Leben - Jessica Shirvington

Ein Tag, zwei Leben
von Jessica Shirvington

Als ich mit dem Buch begonnen habe, war ich enttäuscht, dass Sabine sich kaum mit dem Grund für ihre beiden Leben auseinandersetzt und nur kurze, kaum intensive Gedankengänge zulässt. Dafür hat sich die Handlung aber sehr rasch entwickelt und ließ mich über diese Oberflächlichkeit hinwegsehen. Auch die Spannung, die durch den einfachen und sehr ansprechenden Schreibstil unterstützt wird, ist im Buch schon nach einigen Seiten bis zum Ende konstant vorhanden und sorgt dafür, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Was Sabine angeht, war ich zunächst etwas verstört, denn diese ist nur in einem Leben so wie sie sein möchte und passt sich in ihrem anderen Leben einfach ihrem Rollenbild an um den Schein zu wahren und ihr perfektes Leben fortführen zu können. Meiner Meinung nach ist es total schade, dass sie denkt, sie könnte ihr wahre Persönlichkeit nicht offen zeigen, ohne zu riskieren, dass ihre Mitmenschen sie verstoßen.
Darüber hinaus ist Sabine aber eine sympathische - und vor allem einzigartige - Person, die sich zumindest in einem Leben sehr um ihre Mitmenschen sorgt und ihr Leben zu genießen versucht. So stellt sie auch ihre kleine Schwester vor alles und versucht dieser über dieses Leben hinaus alles recht zu machen.
Zu den anderen Personen im Buch habe ich ebenfalls zwei gespaltene Meinung, denn in einem Leben sind es 
zum größten Teil oberflächliche Personen, die sehr unecht und gekünstelt wirken. Im Gegensatz dazu wirkt das Leben, dass Sabine zwar nicht so gerne hat, viel realer und gefühlvoller.
Vor allem als Ethan ins Spiel kommt, der Sabine in einer schweren Zeit ihres einen Leben begleitet, fängt die Geschichte an interessant zu werden, denn er bringt sie dazu, dass sie über ihre Situation nachdenkt und auch ihre bisherigen Entscheidungen überdenkt. Er ist es auch der Tiefe in das Buch bringt und alle übrige Oberflächlichkeit aus beiden Leben vertreibt.

Was die Idee angeht, konnte mich die Autorin ebenfalls überzeugen, denn sie lässt Platz für eigene Gedanken, stellt aber auch einen Rahmen auf, der einiges erklärt und den Leser aus dem aus der Dunkelheit, zumindest in den Schatten, holt. Und trotz dem außergewöhnlichen Idee, wird die Geschichte nicht zu komplex und ist und bleibt ein Jugendbuch.
Einige Stellen dieses Buches erreichten sehr schnell mein Herz und brannten sich dort ein, da sie für das Buch, aber auch für Sabines Leben essentiell waren. Außerdem sorgten sie bei mir für viele Gedanken.
So eine Stelle war auch der Schluss, der mich zwar weinend, aber glücklich hinterlassen hat und der ein wirklich wundervolles, wenn auch etwas vorhersehbares, abgeschlossenes Ende bildet.

Fazit
Ein Tag, zwei Leben ist ein Titel, der ein im Fantasybereich oft untergrabenes Thema aufgreift und den Leser zum nachdenken bewegt. Aber nicht über das Buch, sondern über das eigene Leben, dass vielleicht auch wie bei Sabine nicht perfekt läuft.
Die komplexe Idee, wird hier sehr einfach gehalten, was auch dem lockeren Schreibstil zu verdanken ist. Und dennoch hat mir nur zu Beginn nur ein wenig Intensivität gefehlt, dessen Fehlen durch die konstante Spannungskurve und eine gut durchdachte Handlung und zwei wundervollen, sehr tiefgreífenden Hauptcharakteren schnell vergessen war.
Hängen geblieben ist bei mir vor allem die Botschaft, die die Autorin rübergebracht hat. Liebe das Leben. Vor allem deshalb kann ich das Buch jedem Teenager empfehlen, der vielleicht an sich zweifelt und frischen Wind benötigt, der die Gedanken beflügelt.