Rezension

Anders als von mir erwartet, aber unglaublich mitreißend und emotional.

Ein Tag, zwei Leben - Jessica Shirvington

Ein Tag, zwei Leben
von Jessica Shirvington

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zitat:

“Als ich fünfzehn war, habe ich mich in den Minuten um Mitternacht gefilmt. Das gab nicht einmal einen Blair-Witch-Moment her. In der einen Sekunde war ich da, in der nächsten hatte ich einen verwirrten Gesichtsausdruck.” (S. 27)

Fazit:
Uff. Als ich ein Buch im Regal gesucht habe, weil ich aus diversen Gründen weder mein Ebook noch die Edelsteintrilogie weiterlesen konnte/wollte, fiel meine Wahl hier rauf. Ich war ja immerhin neugierig genug um es zu kaufen. ;) Trotz hoher Erwartungen war ich dann im Endeffekt überwältigt. Weshalb ich – um es vorweg zu nehmen – mal wieder Probleme habe eine treffende Bewertung zu finden. ;)

Ebenfalls vorweg gesagt, weil es wichtig ist, damit man nicht mit falschen Erwartungen an das Buch heran geht: Wer eine Auflösung wünscht warum Sabine so ist, wie sie ist, der wird enttäuscht werden. Die Auflösung gibt es nicht. In dem Buch geht es viel mehr darum wie sie versucht mit ihren 2 Leben zu leben, als sich plötzlich die Regeln ändern und sie das Gefühl bekommt etwas ändern zu können. Am Anfang habe ich mir auch eine solche Lösung gewünscht. Eine Erklärung, gerade wie es zu diesen Störfällen kommt. Dem ist aber nicht so. Aber im Grunde genommen ist das am Ende auch nicht nötig.

Nicht alles an diesem Buch ist perfekt. So war mir deutlich lange (Sicher 150 Seiten…) vor dem eigentlichen Ende klar was passieren wird. Ich wusste fast jedes Detail vom Ende. Bei einem Thriller wäre das ein K.O.-Kriterium gewesen, aber hier sind wir ja zum Glück bei einem Jugendbuch. Und ganz ehrlich? Das war für mich jetzt nicht so schlimm. Denn der Weg dahin war spannend. Die Emotionen die übertragen wurden waren gigantisch und so fand ich mich die letzten 100 Seiten Rotz & Wasser heulend vor. Und auch wenn das Ende selbst für mich damit nicht perfekt war, was ich nicht spoilerfrei begründen kann, so passte es zum Buch.

Möglicherweise könnte man sagen, dass alle Nebencharaktere etwas oberflächlich dargestellt sind. Dass man wenig von den anderen erfährt und sich alles auf Sabine konzentriert. Aber so ist das nun mal. Es geht hier um sie, fast ausschließlich um sie, und diese Oberflächlichkeit passt in meinen Augen zur Story. Hätte man die Charaktere ausarbeiten wollen, wäre man vermutlich bei weit über 500 Seiten gewesen und die Spannung hätte auch gelitten.

Denn spannend war es in jedem Fall. Obwohl ich wie gesagt wusste was passieren wird, habe ich eine Seite nach der nächsten verschlungen und mich die ganze Zeit gefragt, wie es dazu kommen wird. Das einzige nicht voraus geahnte Detail machte es umso spannender.

Wenn ich jetzt beim Schreiben überlege was ich negatives vorbringen kann, weil es sich irgendwie nicht wie 5 Sterne anfühlt, dann fällt mir allerdings nichts ein, was sich nicht auch für die Story brauchbar erklären lässt. Wobei doch… eine Sache. Ich fand beide Familien insgesamt sehr unsympathisch. Und ich hätte ihre getroffene Entscheidung nicht nachvollziehen können. Genauso wenig aber wie die Alternative. Denn in keinem der Leben hätte ich leben wollen. Auch finde ich ihre bevorzugte Wahl etwas kritisch hinsichtlich der Message die Jugendliche hier beim Lesen übermittelt bekommen könnten.
Ich verstehe auch nicht, wieso sie nicht einfach versuchen konnte sie selbst zu sein., sondern diese Rollen spielen musste. Das fand ich immer mal wieder sehr, sehr frustrierend. Und nervig. Dafür mochte ich Ethan sehr gerne.

Ich denke im Endeffekt komme ich deswegen auf 4 Sterne. Und ein halber, weil es mich emotional so unglaublich umgerissen hat.