Rezension

Eine unglaubliche Reise durch die Zeit, die einen so schnell nicht mehr loslässt

Die Zwölf - Justin Cronin

Die Zwölf
von Justin Cronin

Bewertet mit 5 Sternen

Im Prolog wird kurz die Handlung von Teil 1 in einer Art Bibeltext zusammengefasst, womit man einen übersichtlichen Rückblick der Ereignisse erhält.

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Los geht’s mit einem kurzen Abstecher zu Amy, die mittlerweile in Kerrville, Texas, in einem Waisenhaus arbeitet und sich hier eine Verschnaufpause von all den Ereignissen verdient hat.

Dann kommt ein Zeitsprung zurück ins Jahr Null. Jetzt bekommt man die Geschehnisse und Geschichten anderer Menschen mit, die sich nach dem Ausbruch der Zwölf ereignet haben. „Alte“ Bekannte tauchen hier wieder auf, wie Grey oder Lila (Wolgast´s Exfrau), das Ganze erinnert ein bisschen an ein abenteuerliches Road Movie – im positiven Sinn.

Zuerst war ich mir nicht ganz klar, wo das ganze hinführt und wie die verschiedenen Personen in das gesamte Bild passen, aber wie in Band 1 hat alles seine Bedeutung und seinen Platz.

Zugegeben, die ersten hundert Seiten war ich etwas skeptisch, da ich mir erst mal mehr von Amy und den Überlebenden der Kolonie gewünscht hatte, aber es hat nicht lange gedauert, bis mich die Handlung wieder genauso gefesselt hat.

Auch die kurze Passage zur Vorgeschichte mehrerer Charaktere, die in Kerrville eine Rolle spielen und die die Sonnenfinsternis auf dem Cover erklärt, enthält wichtige Informationen – z. B. taucht hier zum ersten Mal eine geheimnisvolle Frau auf, die die Virals zu beherrschen scheint. Was es mit ihr auf sich hat, erfährt man erst später.

In diesem Zusammenhang kam ein neuer Aspekt in die Handlung, einer den ich nicht wirklich vermisst habe, aber die Story für mich noch glaubwürdiger gemacht und abgerundet hat – denn es sind nicht nur die Virals, vor denen sich die Leute schützen müssen: auch andere Menschen sind gefährlich. Jene, welche die Macht der Virals für sich gewinnen wollen und natürlich gibt es den einen, der erkannt hat, wie er sich diese Macht zunutze machen kann.

Peter und Alicia sind von ihrer ehemaligen, kleinen Gruppe die einzigen, die indessen noch mit dem Militär auf der Jagd nach den Zwölf sind. Sie wollen deren Verstecke ausfindig machen, doch es gestaltet sich schwieriger, als sie gedacht haben.

Lish wird schließlich von höherer Stelle zu einem anderen, geheimen Auftrag geschickt, während Peter zurück nach Kerrville muss und dort Michael und Hollis wiedertrifft. Auch diese drei führt das Schicksal wieder zusammen und bringt sie auf einen Weg, an dessen Ziel viele wieder vereint sein werden – ob im Leben oder im Tod …

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Ich finde, Cronin hat ein unglaublich authentisches, episches Werk geschaffen, das ich so in dieser Form noch nie gelesen habe.

Es ist fesselnd geschrieben, spannend und kurzweilig; gespickt mit vielen Informationen, die aber in so konzentrierter Form gestreut werden, dass sie gut haften bleiben. Wenn sie später wieder aufgegriffen werden, findet man sofort wieder den Bezug dazu.

Jede der Figuren hat ihre Vergangenheit – diese wird eingebaut und gibt ihnen so ihren speziellen Charakter, der sie dem Leser näherbringt. Manche wachsen einem ans Herz, mit vielen leidet man und einige kann man nicht ausstehen, jede ist spannend, interessant und wichtig; wie Puzzlestücke, die sich nach und nach zu einem großen Ganzen zusammen fügen.

Eine geniale Handlung, dicht im Geschehen; während man liest kommt es einem vor, als existiere diese Welt, die er geschaffen hat, tatsächlich – oder sie hat so existiert – oder man ist selbst mittendrin … ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Jede Szene, jedes Kapitel, hat auf dieses furiose Ende hingearbeitet.

Ich habe in einer der vielen Rezensionen gelesen, dass jemand meinte, dass das ein gutes Finale gewesen wäre, aber so, wie wir Cronin in diesen beiden Bänden kennen gelernt haben, lässt er es nicht einfach bei berechenbaren Abschlüssen – ich denke, er hat noch einiges für den dritten Teil offen und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

© Aleshanee