Rezension

Endlich mehr vom Circle

Every (deutsche Ausgabe) -

Every (deutsche Ausgabe)
von Dave Eggers

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch “Der Circle” habe ich damals, zeitnah nach dem Erscheinen gelesen und war fasziniert von der Welt, die Dave Eggers damit kreiert hat. Mit dem Buch “Every” geht die Geschichte nun weiter. “Der Circle” muss man für das Verständnis aber nicht gelesen haben, da der Autor in den ersten Kapiteln zusammenfasst, was in den letzten Jahren passiert ist. Das Cover ist minimalistisch gestaltet und von der Symbolik an die Covergestaltung von “Der Circle” angelehnt.

Während wir im Circle der Protagonistin Mae Holland, bei dem Start ihrer Karriere gefolgt sind, steht diese nun an der Spitze des Unternehmen Every. Dieses Technologieunternehmen vereint die erfolgreichsten Unternehmen der Branche und der Machtbereich von Every hat quasi keine Grenzen. Der Circle hatte in seinem Bereich zwar schon eine Monopolstellung, jedoch ist durch die Fusionierung mit anderen Firmen, wie beispielsweise dem Onlineversandhandel “dschungel”, das Monopol von Every gigantisch.

Im Buch verfolgen wir Delaney Wells, die Every zerstören möchte. Dazu beginnt sie einen Job bei Every und möchte mit den verrücktesten Appideen, die Leute zum Boykott von Every bringen. Der Autor spinnt dabei wirklich beängstigende Ideen, unter anderem eine App, die sich AuthentiFriend nennt und die anzeigt ob das Gegenüber im Gespräch ehrlich ist und wie authentisch die Freundschaft wirklich ist. Letztendlich bricht der Autor den Menschen im Laufe des Buches immer mehr in Zahlen herunter. Beispielsweise ein Score, wie umweltfreundlich man lebt oder wie produktiv man ist. All diese Ideen werden von unserer Protagonistin Delaney und ihrem Freund Wes in das Unternehmen Every getragen.

Der Erzählstil hat mir persönlich gut gefallen und es gab auch die ein oder andere Stelle zum Schmunzeln. Generell hat sich das Buch recht angenehm gelesen, an mancher Stelle hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht, während es sich an anderen Stellen etwas gezogen hat.

Der Autor hat es immer wieder geschafft mich zu überraschend. Beispielsweise wird der Tot eines Menschen live gestreamt und das keinen außer unsere Protagonistin scheint das groß zu interessieren. Es gibt zwar eine Beerdigung, jedoch wird das Videomaterial nicht aus dem Internet gelöscht. Immer wieder schafft es der Autor solche Wendungen einzubauen, mit denen man definitiv nicht rechnet.

Der Plot an sich ist sehr unterhaltsam und gerade die unterschiedlichen Appideen fand ich faszinierend. Am spannendsten fand ich die Literaturapp, die Bücher so umschreibt, dass es, wenn man dem Algorithmus glaubt, weniger Leute abbrechen und mehr Leute gut bewerten.

Mit Every wirft Dave Eggers einen Blick in die Zukunft und man kann nur hoffen, dass es nicht genauso eintrifft. Doch es finden sich definitiv jetzt schon einige Parallelen zur heutigen Zeit und man kann sich manche Handlungsstränge definitiv so vorstellen.

Insgesamt hat der Autor mit Every ein zeitgenössisches Thema aufgegriffen und auf eine spannende Art und Weise dargestellt. Wer ein Fan von “Der Circle” war muss “Every” gelesen haben. Wer “Der Circle” nicht kennt, aber Lust auf eine spannungsreiche, zum nachdenken anregende Lektüre hat, ist mit “Every” gut beraten.