Rezension

Erster Teil einer faszinierenden Familien-Saga aus Südtirol

Das Land, von dem wir träumen -

Das Land, von dem wir träumen
von Anna Thaler

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch hat mich gefesselt

Schon das zu dem Buch passende tolle Cover zeigt eine Südtiroler Landschaft, in der die Handlung des Buches aus spielt.

Franziska, gerade mit dem Studium zur Lehrerin fertig, kehrt von Innsbruck zurück nach Meran, in dessen Nähe ihr Bauernhof liegt. Sie erfährt, dass sie nicht unterrichten darf, denn die deutsche Sprache ist inzwischen verboten. Heimlich unterrichtet sie die Kinder in einer sogenannten Katakomben-Schule, was bei Strafe strengstens verboten ist. Da zwei ihrer vier Brüder aus dem Krieg nicht zurück gekommen sind, muss sie gleichzeitig auf dem Hof mitarbeiten. Leopold, ihr ältester Bruder und Hoferbe ist der Trunksucht verfallen. Da kaum noch Geld in den Hof fließt, hat Franziska neue Ideen, um ihn zu retten. Ihr Vater jedoch hält nicht viel davon, denn Franziska ist nur eine Frau und hat keine Ahnung. Lediglich der Knecht Wilhelm steht auf ihrer Seite.

Dieser Roman beschreibt das harte Leben auf einem Südtiroler Bauernhof in den 1920er Jahren. Mussolini ist an die Macht gekommen und die politische Lage und die Gesetze ändern sich. Nicht gerade zum Vorteil der Menschen. Detailliert hat die Autorin das harte Leben der damaligen Zeit recherchiert und zum Ausdruck gebracht. Die Handlung ist fesselnd und steigert sich mit Fortschreiten der Geschichte. Die relevanten Protagonisten sind bildhaft beschrieben. Der Schreibstil führt locker und flüssig durch diese Lektüre.

Mein Fazit:

Ein durchaus gelungener Start der Südtirol-Sage. Ich freue mich auf die Fortsetzung. 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

 

Kommentare

easymarkt33 kommentierte am 02. April 2022 um 16:53

Südtirol und die Bauernfamilie Bruggmoser nach dem 1. Weltkrieg im politischen Kreuzfeuer

Sehr interessant finde ich die Ausführungen über geheime Schulen. Gamper hatte zur Gründung von Katakomben Schulen aufgerufen. Leider ist auf den Namensgebung des Römerturms und seiner Geschichte in diesem Zusammenhang nicht weiter eingegangen worden. »Eine geheime Schule. Das machen sie in vielen Gemeinden in ganz Südtirol. Damit wir den Kindern unsere Sprache beibringen, ihnen unsere Kultur und die Werte unserer Heimat vermitteln können. Die Südtiroler wollen nur, dass ihre Traditionen nicht aussterben und die Kinder die Sprache ihrer Eltern lernen. Vernünftig lernen, nicht nur sprechen.«

Solche Waal Stiege habe ich bei Wanderungen um Meran herum auch 2019 finden können.

Dass die Carabinieri bei der Behandlung von Südtiroler Rebellen nicht zimperlich ist, wird klar herausgestellt. Dass damit auch Misstrauen zwischen den Menschen untereinander wächst, die Ungleichheit zwischen denen, die die Macht innehaben, und denen, auf deren Kosten die Macht missbraucht wird, wird ebenso eindrucksvoll geschildert.

Wie schwer jahrhundertalte Traditionen geändert werden können, erkennt man am Schicksal von Franziska und dem Knecht aus Bayern – erfrischend beschrieben.