Rezension

Vielversprechender Auftakt

Das Land, von dem wir träumen -

Das Land, von dem wir träumen
von Anna Thaler

Bewertet mit 4 Sternen

          In der Nähe von Meran nach dem 1. Weltkrieg: Die Südtiroler leiden unter den Repressalien ihrer neuen italienischen Herren. Franziska Bruggmoser kann sich nur schwer damit abfinden, dass ihr Vater sich so leicht dem neuen Regime unterordnet, das sie nicht als Lehrerin arbeiten lässt, weil sie kein italienisch spricht. Heimlich gründet sie eine Katakombenschule, wo sie die Kinder des Dorfes auf Deutsch unterrichtet. Unterstützt wird sie von ihrer Freundin Leah und von Wilhelm, dem Knecht ihres Vaters, der seinerseits auch ein Geheimnis hat. Nebenbei muss Franziska noch um die Existenz des elterlichen Hofes fürchten, denn Hoferbe Leopold erweist sich als Totalausfall. 

In das Cover mit der Frau vor einem Bergpanorama kann man vieles hineininterpretieren, für mich passt es einfach gut zum Buch. Der einfühlsame Schreibstil lässt mich Fransziskas Sorgen und Ängste mitfühlen. Auch die anderen Personen sind sehr lebendig geschildert, ihre Handlungen immer nachvollziehbar. Anna Thaler (ich rätsele, wer sich hinter diesem Pseudonym versteckt) gelingt es sehr gut, die Familiengeschichte der Bruggmosers mit der bewegten Geschichte Südtirols in Einklang zu bringen. Ich habe hier einiges gelernt über die erste Zeit der italienischen Herrschaft über Südtirol und über die Anfänge des Apfelanbaus in dieser heutigen Hochburg des Obstanbaus, habe mich aber auch trotz einiger Längen im ersten Drittel des Buches sehr gut unterhalten gefühlt. 

Insgesamt kann ich diesen Auftakt einer Südtiroler Familiensaga guten Gewissens weiterempfehlen.