Rezension

Etwas abgedreht und sehr humorvoll - schwierige Mitte, starkes Ende

Der erste letzte Tag -

Der erste letzte Tag
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Livius und Lea stranden beide in München als ihr Flug nach Berlin wegen eines Schneechaos gestrichen wird. Entsprechend beliebt sind die Mietwagen am Flughafen, weshalb Lea und Livius - zwei sich eigentlich fremde Menschen - sich notgedrungen den letzten verfügbaren Mietwagen teilen müssen. Livius will in Berlin seiner eigentlich verlorenen Ehe mit Yvonne noch eine zweite Chance geben; Lea muss zu einem Interviewtermin. Doch die wenigen Autostunden von München nach Berlin werden 1. länger und 2. sehr viel ungewöhnlicher als erwartet. Vor den beiden liegt ein abenteuerlicher und unvergesslicher Tag.

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Fitzek hat seinen Hauptprotagonisten Livius, aus dessen Sicht das Buch auch geschrieben ist, sehr sympatisch dargestellt. Und im Schreibstil immer mit dabei: eine ordentliche Portion Humor, was das Buch gerade zum Anfang sehr lesenswert und kurzweilig machte.

Nach gut 50 Seiten erschließt sich dem Leser dann auch, was sich hinter dem Titel des Buches verbirgt - die eigentliche Idee hinter dem Roman -, doch hierzu möchte ich nicht mehr verraten. Zunächst fand ich die Idee unterhaltsam, doch relativ schnell driftete sie in eine sehr übertriebene Richtung ab. Lea hatte es bei mir auf der Sympathieskala entsprechend nicht leicht. Ihr Charakter scheint die meiste Zeit äußerst gewöhnungsbedürftig und wird erst zum Ende etwas durchsichtiger und auch angenehmer. Der Roman vermischt dabei leider Themen, die so nicht ganz so gut zusammenpassen. Auch ernste Themen werden angegangen, hinterlassen aber irgendwie einen bitteren Beigeschmack, da sie nur kurz angeschnitten, jedoch nicht wirklich vertieft werden, stattdessen hinterher sogar noch mit Humor belegt werden - eben weil der Roman vorwiegend sehr humorvoll ist und wohl auch sein will. Fitzeks Humor trifft auf jeden Fall meinen Geschmack, den ein oder anderen Witz empfand ich dann aber auch wieder als sehr gewollt.

Dafür ist dem Autor das Ende sehr gut gelungen. Alle Übertreibung und Vermischung von Drama und Humor ist zum Ende hin tatsächlich vergessen, da der Autor unsere Charaktere endlich mal authentisch zeichnet. Es hält sicherlich für viele Leser auch eine Überraschung bereit.

Was ich abschließend jedoch noch kritisieren möchte: Das Buch wird im Klappentext als Roadtrip bezeichnet. Für mich kommt das aber keinem richtigen Roadtrip gleich, denn aufs Einfachste reduziert ist es wirklich nur eine Ein-Tages-Autofahrt über Deutschlands Autobahnen. Das ist kein Roadtrip, egal wie viele Pausen man auch einlegen mag ;). Bei mir hat dieses Wording falsche Erwartungen geweckt, deswegen möchte ich an dieser Stelle unbedingt darauf hinweisen, dass es so einer eben nicht ist.