Rezension

Etwas schwächer als Band 1

Getrieben. Durch ewige Nacht - Veronica Rossi

Getrieben. Durch ewige Nacht
von Veronica Rossi

INHALT

Als Aria endlich wieder zu Perry zurückkehrt, hat sich bei den Tiden viel verändert. Perry ist nun - wie schon sein Vater und sein Bruder Vale zuvor - Kriegsherr und hat die Verantwortung über seinen Stamm übernommen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit für Zweisamkeit und sie wollen ihre Beziehung erstmal geheimhalten. Sie beide wissen, was die Tiden von Siedlern halten. 
Schnell müssen sie erkennen, dass alles noch schlimmer ist, als sie dachten. Hess, Herrscher über die Siedlung Reverie, hat noch immer Perrys Neffen Talon als Geisel und für seine Freilassung verlangt er den Aufenthaltsort der Blauen Still - einem Ort ohne Ätherstürme und andere Gefahren der Außenwelt. 
Gemeinsam mit Roar macht Aria sich auf die Suche nach Sable, dem Anführer der Hörner und vermutlich einzigem Menschen, der weiß, wo sich die Blaue Stille befindet. Können sie die Tiden damit retten? Oder stürzen sie alle nur noch tiefer ins Verderben?

MEINE MEINUNG

Allgemein

Getrieben - durch die ewige Nacht ist der zweite Band der Trilogie vom Aria und Perry und spielt einige Zeit nach dem ersten Band. Der Übergang ist nicht nahtlos, um seine Erinnerungen an Gebannt - unter fremdem Himmel aber noch einmal aufzufrischen, sollte man Band 1 vorher noch einmal lesen. Manche Dinge könnten sonst etwas unverständlich und verwirrend sein, da es kaum Wiederholungen gibt.

Plot

Ich muss gestehen, dass ich vom Plot mehr erwartete habe. Das liegt nicht daran, dass er langweilig ist. Im Gegenteil, es passiert eine ganze Menge, gibt viele überraschende Wendungen. Es gibt Romantik, Tragik, Humor und Aktion, es gibt Verrat, Lügen und Intrigen. Eigentlich alles, was eine gute Dystopie braucht. Das Problem liegt vielmehr in der Länge. Auf gerade einmal 364 Seiten kann man all dies nicht ausreichend erzählen. Mir kam die Geschichte sehr gehetzt geschrieben vor und teilweise, vor allem gegen Ende, auch etwas lieblos. Nahezu jedes neue Kapitel und auch jeder neue Absatz innerhalb der Kapitel beginnt mit "Einige Stunden später" oder "Etwas später". Es wimmelt geradezu vor Zeitsprüngen und zwar immer dann, wenn es gerade spannend wurde. Vor allem emotionale Spannung hat keinen Raum, sich zu entfalten und meiner Meinung nach fehlen viele wichtige Szenen zwischen Perry und Aria. Die sind zwar passiert, wurden aber nicht geschrieben und so mangelt es leider sehr an Emotionen. Bzw. die Emotionen haben keine Möglichkeit beim Leser wirklich anzukommen, da ihnen keine Zeit gelassen wird, sich zu entfalten. Zwischendurch liest sich die Geschichte vielmehr wie eine Zusammenfassung als ein Roman, was unglaublich schade ist. Es gab so viele Szenen, die zu Tränen hätten rühren können, wenn sie etwas ausführlicher geschrieben gewesen wären. So wirkt es dahin geschrieben und kann seine Wirkung nicht entfalten Der erste Band war wahnsinnig gut und auch hier ist der Inhalt toll. Die Umsetzung dagegen führt zu erheblichem Punktabzug. Man hat beim Lesen das Gefühl, durch die Geschichte gescheucht zu werden und kann sie nicht richtig genießen.

 
Figuren

Die Figuren, vor allem die Nebenfiguren, haben seit dem ersten Band eine Entwicklung durchgemacht. Soren, der Siedler, wegen dem Aria verbannt wurde, hat wieder eine wichtige Rolle und sorgt für manche Überraschung. Am besten gefällt mir Arias einziger Freund unter den Tiden: Roar. Er ist ein sympathischer, humorvoller und ehrlicher Mensch, der sich für die Menschen, die ihm wichtig sind, einsetzt. Zwischendurch war er mir sogar sympathischer als Perry, der hier etwas weinerlich und trübsinnig erscheint. Auch Sable, der Anführer der Hörner, ist eine interessante Person, zu dem ich an dieser Stelle leider nicht mehr verraten möchte. Wer leider noch immer etwas blass bleibt sind Figuren wie Bear, Reef und Cinder. Vom letzten Band erwarte ich von allen noch einmal eine Entwicklung und ich hoffe, dass Perry dann auch wieder etwas sympathischer wird. 

Sprache

Wie auch schon Gebannt, ist Getrieben wieder toll geschrieben. Ein sehr flüssiger Schreibstil, der eigentlich gut darin ist, sowohl Aktion wie auch Emotionen zu beschreiben. Wie oben schon erwähnt, gab es in diesem Band allerdings ein Problem mit der Dichte. Es wird zuviel auf zu wenig Raum erzählt, was nur mit Zeitsprüngen funktioniert. Mir waren es irgendwann zu viele Angaben. "Eine Stunde später", "Einige Stunden später", "Mehrere Stunden später", "Drei Stunden später". Zudem scheint Veronica Rossi eine ausgeprägte Vorliebe für den Begriff "Süffisantes Grinsen" zu haben. Auch das taucht für meinen Geschmack viel zu oft und vor allem an unpassenden Stellen auf. Es wäre schön, wenn in den Abschluss der Trilogie wieder etwas mehr Ruhe einkehrt und sowohl Emotionen wie auch spannenden Szenen mehr Raum haben, um sich zu entfalten und beim Leser Wirkung zu zeigen. 

Fazit

Inhaltlich eine tolle Fortsetzung, die Umsetzung schwächelt leider durch unzählige Zeitsprünge, abgebrochen wirkenden Szenen und fehlende Emotionen. 

3,5 von 5 Punkten
Cover 1/2 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Sprache 1/2 Punkt, Figuren 1 Punkt
~*~ Oetingern ~*~ 364 Seiten ~*~ ISBN: 978-3789146213 ~*~ Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag ~*~ 17,95€ ~*~ Mai 2013 ~*~