Rezension

Freundschaft...

Die Geschichte von Kat und Easy -

Die Geschichte von Kat und Easy
von Susann Pásztor

Bewertet mit 3 Sternen

Bis auf das Ende blieben Kat und Easy für mich auf Distanz. Die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit dagegen empfand ich als gelungen...

Erster Satz: "Kat hat die Macht."

 

Jenseits der 60 sind Kat und Easy, als letztere im Internet auf einen Blog stößt, hinter dem sie ihre alte Jugendfreundin vermutet. Die Vermutung wird bald zur Gewissheit, und Kat ist selbst nicht wenig erstaunt über sich selbst, als sie schließtlich die Einladung Easys annimmt, gemeinsam mit ihr eine Woche auf Kreta zu verbringen.

In einem heruntergekommenen Häuschen an der Südküste der Insel verbringen die beiden Frauen die Tage miteinander, recht befangen und höflich, trotz oder gerade wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Erzählt wird der Part der Gegenwart aus der Ich-Perspektive von Kat, schroff und distanziert zumeist, was nicht nur Easy, sondern auch den Leser reichlich auf Abstand hält. Und doch ahnt man bald schon, dass sich hinter der rauen Hülle ein sensiblerer Kern verbirgt.

 

"Ich wollte nicht von ihr bewundert werden. Ich war immer nur für Eigenschaften bewundert worden, die ich gar nicht besessen, sondern nur vorgetäuscht hatte. Deine Stärke, hatte es dann geheißen, deine Unabbhängigkeit und, ach ja, deine radikale Ehrlichkeit. Tatsächlich lagen meine wahren Stärken im effizienten Verdrängen von Schuld und Einsamkeit, und es gab Nächte, in denen mir das Gewicht meiner Lügen und Geheimnisse schier den Atem nahm..."

 

Beide Frauen wissen um die Geschehnisse in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, und durch regelmäßige Rückblenden in das Jahr 1973 (in personaler Erzählperspektive) erfährt auch der Leser häppchenweise, was in jener Zeit passiert ist. Beste Freundinnen waren sie damals, Kat und Easy, die eigentlich Isi heitß. Vor allem Kat legte viel Wert darauf, cool zu wirken - große Klappe inklusive. Dumm war nur, dass sie sich in denselben Jungen verliebte wie Easy: Fripp. Und auch wenn der Konflikt nicht offen schwelte, war er stets präsent.

Diese Rückblenden hat Suasann Pásztor sehr authentisch geschildert, so dass ich mich selbst in meine eigene Vergangenheit versetzt fühlte. Gerade die genannten Musiktitel, aber auch das Klima in der Kleinstadt erinnerten mich an meine eigene Jugend. Das empfand ich als sehr gelungen. Nicht unproblematisch dagegen fand ich den absolut unkritischen Blick auf den in der Geschichte allgegenwärtigen Drogenkonsum - von Hasch bis hin zu LSD. Selbst auf Kreta gehört das für die beiden Frauen irgendwie zum Alltag dazu...

 

"Das Band eiert anfangs ein wenig, aber vielleicht ist auch die Gitarre, die das Stück eröffnet, seltsam gestimmt, haarscharf am Missklang vorbei und trotzdem mitten rein in Kats Sehnsucht nach Harmonien. (...) und die Stimme des Sängers, so süß und so rauh, ist wie ein Nachtlicht für ängstliche Kinder, die Flöte ein einziger Trost, aber dann, als es fast unerträglich schön wird, wumm!, die Orgel, das Schlagzeug, und bäm!, das Drama, der ganze Wahnsinn."

 

Nach "Ein fabelhafter Lügner", "Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts" und "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" war ich sehr gespannt auf den neue Roman von Susann Pásztor. Leider konnte mich dieser nun nicht ganz so begeistern wie seine Vorgänger. Dies liegt neben dem Drogenthema v.a. an den für mich so unnahbaren Charakteren. Vor allem Kat - gerade sie als Ich-Erzählerin - legte es deutlich darauf an, alle auf Distanz zu halten. Bei mir ist ihr das jedenfalls gelungen.

Spröde, rau und unnahbar sind die ersten Attribute, die mir zu ihrer Person einfallen. Aber auch Easy, im Grunde nur lieb, wollte sich mir nicht wirklich nähern. Und auch die angeblich so intensive Freundschaft der beiden erschloss sich mir nicht in dieser Intensität. Das empfand ich als schade, hier wäre ich gerne emotional mehr beteiligt worden. Und auch die Spannung im Geschehen habe ich vermisst - träge plätscherten die Tage auf Kreta vor sich hin, und auch wenn die große Aussprache letztlich stattfand, war für mich nichts davon wirklich spektakulär.

Für mich ist dieser Roman trotz des flüssigen Schreibstils mit poetischen wie humorvollen Ansätzen definitiv nicht der stärkste von Susann Pásztor. Ich habe ihn nicht ungern gelesen, blieb aber bis auf das Ende durchgehend auf Distanz zum Geschehen. Lust auf Urlaub habe ich dagegen durch die Schilderungen der Landschaft auf Kreta durchaus bekommen...

 

© Parden