Rezension

Freundschaft, Liebe - und ein selbstbestimmter Tod

Die guten Frauen von Safe Harbour -

Die guten Frauen von Safe Harbour
von Bobbi French

Bewertet mit 5 Sternen

Frances erlebt sehr früh im Leben massive Verluste: Mit dem Tod des Vaters versinkt ihre Mutter in eine Depression, sie selbst wird als 16-Jährige Schwangere in ein Heim geschickt, wo man ihr gleich nach der Geburt ihre Tochter wegnimmt. Wenige Tage später sucht ihre Mutter den Freitod im Wasser. Frances' Teilnahme am Leben erfolgt nur noch über ihre Freundin Annie. Der Plan, nach der Schule gemeinsam in die Stadt zu ziehen, damit die schlaue Frances studieren und Lehrerin werden kann, scheitert, als Annie sich verliebt und den Heimatort nicht mehr verlassen möchte. Frances geht allein in die Stadt und bricht alle Kontakte ab. Statt Lehrerin zu werden, hält sie sich mit Putzjobs und als Haushälterin über Wasser. Soziale Kontakte pflegt sie so gut wie nicht. Als sie mit Ende 50 die Diagnose Hirntumor erhält, lehnt Frances jede Behandlung ab und plant ihren selbstbestimmten Tod.
Vor diesem Hintergrund nimmt ihr Leben plötzlich ungeahnt an Fahrt auf durch Edie, die jugendliche Tochter ihrer letzten Arbeitgeber, die mit Frances' Unterstützung ihre ungewollte Schwangerschaft einfach durch die Einnahme der "Pille danach" beenden kann. Hätte es diese Möglichkeit damals gegeben... Durch Edies sanften Druck macht Frances neue Erfahrungen im Leben und trifft ihre alte Freundin Annie wieder. Alte Verletzungen und gegenseitige Vorwürfe werden ausgesprochen, rücken aber schnell in den Hintergrund. Und statt den vielen versäumten Möglichkeiten der Vergangenheit nachzutrauern, leitet die tatkräftige Annie alles in die Wege, damit die beiden Frauen die Gegenwart bis zu Frances Tod noch gemeinsam erleben dürfen - für beide ein wertvolles Geschenk.
Ein sehr berührender und lesenswerter Roman, auch wenn die fast emotionslose Erzählweise manchen zunächst irritieren mag, die aber grandios Frances' einsames Leben widerspiegelt.