Rezension

schwere Kost, leicht erzählt

Die guten Frauen von Safe Harbour -

Die guten Frauen von Safe Harbour
von Bobbi French

Bewertet mit 3 Sternen

Frances ist 58 Jahre alt und an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt. Sie lebt seit vielen Jahren allein in ärmlichen Verhältnissen und verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie bei finanziell gut situierten Familien den Haushalt führt. Da es keine Chance auf Heilung gibt, und sie bereits schwer durch die Krankheit beeinträchtigt ist, beschließt sie, ihr Leben durch den in Kanada in diesen Fällen legalen sog. ärztlich assistierten Suizid zu beenden. Frances hat ihr Heimatdorf in ihrer Jugend verlassen. Sie wurde dort ungewollt schwanger und mußte ihre Tochter auf Druck der katholischen Kirche und ihrer Mutter zur Adoption freigeben. Als todkranke Frau kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück, trifft ihre einzige Jugendfreundin wieder und arbeitet ihr Leben auf.

Dieser Roman hat mich interessiert, weil er in Neufundland spielt und von einer ehemaligen Psychotherapeutin geschrieben wurde. Die raue Schönheit der durch den Atlantik geprägten Landschaft dieses Teils von Kanada wird besonders im letzten Drittel des Romans beschrieben, kam mir aber viel zu kurz. Auch merkt man dem Roman den beruflichen Hintergrund der Autorin an. Sensibel werden hier Depression, Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen, Bedeutung von Reue, Vergebung, mangelndes Selbstwertgefüh/Schüchternheit und der Wert zwischenmenschlicher Beziehungen/Liebe/Freundschaft für ein gutes Leben, dargestellt. Das hat mir gefallen, ebenso die Darstellung des verheerenden Einflusses der katholischen Kirche auf das Selbstbestimmungsrecht der Protagonistin.

Weniger gefallen hat mir der stilistisch nicht ausgereifte Schreibstil. Dieser hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass die schwere Thematik recht leichtfüßig daherkommt. Das erzählte Schicksal von Frances, insbesondere ihr tapferer Umgang mit ihrer Krankheit und letztlich ihre Versöhnung mit ihrer Vergangenheit, haben mich berührt und auch nach der Lektüre noch beschäftigt. Der Schreibstil des Romans hat mich allerdings emotional nicht abgeholt.

Ich vergebe drei Sterne.