Gelungener Auftakt
Bewertet mit 3.5 Sternen
Der erste Fall für die junge Komissarin Anna und dann gleich ein Mord: Anstrengend für sie, toll für den Leser.
Da es Anna Feketes erster Fall ist, kann man sich mit ihr zusammen wunderbar in den Kripo Alltag und das neue Team einfinden. Das schafft Sympathien für die ohnehin sehr gut gelungene Anna. Intelligent, hübsch, schlagfertig und empathisch macht es Freude, ihr dabei zuzuschauen wie sich sie bei der Kripo und auch privat schlägt. Perfekt gelungen ist auch ihr Kollege Esko. Mit seinen unzähligen schlechten Eigenschaften, den Ausländer- und Frauenfeindlichen Kommentaren und seiner stets mies gelaunten Art ist er ein perfekter Gegenpol zu seiner Kollegin und etwas woran man sich beim lesen reiben kann. Auch seine Entwicklung und seine noch im Dunkeln liegende Vergangenheit sind interessant und in ihm steckt sicher noch viel Potential für weitere Fälle.
Kolibri liest sich leicht und flüssig und ist vom Temop her ein recht ruhiger Krimi. Nur die kurzen Passagen auf – wahrscheinlich – bulgarisch haben mich etwas gestört. Ich hätte mir sehr eine Übersetzung gewünscht. Und sei es im Anhang oder als Fußnote. Es ist ja generell symapthisch, dass Anna bulgarisch „denkt“ oder sich auch unterhält, aber durch die fehlende Übersetzung habe ich mich ausgeschlossen gefühlt.
Auch der Plot ist gut gelungen. Der Wechsel zwischen dem Mordfall und dem Fall der jungen Türkin hat mir gefallen. Wobei der Fokus natürlich stärker auf dem Mord lag. Die Aufklärung kam letzten Endes zwar etwas abrupt, aber das Rätselraten um Motiv und Mörder war spannend beschrieben. Die privaten Probleme von Anna haben zum Glück nur so viel Raum eingenommen, dass dem Leser ihr Hintergrund näher gebracht wurde, aber nicht so viel, dass es anstrengend geworden wäre.
Also alles in allem ein solider Krimi, spannend aber eher ruhig vom Tempo. Besonderer Pluspunkt sind die wunderbaren Charaktere mit der richtigen Mischung aus Herzlich und Ekelhaft. Für Krimifans auf jeden Fall lesenswert.