Rezension

Geschichte hautnah miterleben

Eine Liebe zwischen den Fronten - Maria W. Peter

Eine Liebe zwischen den Fronten
von Maria W. Peter

Bewertet mit 4 Sternen

Viele Ereignisse in diesem Roman beruhen auf historischen Tatsachen, die wunderbar mit einer fiktiven Geschichte verknüpft wurden.

In dem Roman „Eine Liebe zwischen den Fronten“ von Maria W. Peter bricht 1870 gerade der Deutsch-Französische Krieg aus. Mittendrin befinden sich die Französin Madeleine und der deutsche Arzt Paul, die sich eigentlich verloben wollten und sich nun auf gegnerischen Seiten wiederfinden. Madeleines Bruder Clement schließt sich einer paramilitärischen Einheit an, um Frankreich zu verteidigen. Außerdem kämpft der Algerier Karim eher unfreiwillig an der Seite der Franzosen, die sein Land als Kolonialmacht besetzt halten. Währenddessen arbeitet seine Schwester Djamila für die Familie von Madeleine als Hausmädchen. Was wird das Schicksal für diese Menschen während des Krieges bereitet halten?

Meinung:

Als Allererstes sollte man wissen, dass die Liebesgeschichte zwischen Paul und Madeleine keinen großen Raum in diesem Roman einnimmt. Ich finde sowohl der Titel als auch der Klappentext sind etwas unglücklich gewählt und vermitteln vielleicht ein falsches Bild davon, was einem in diesem Roman erwartet. Ich persönlich hatte tatsächlich mehr von Madeleine und Paul erhofft, allerdings konnte mich der Roman trotzdem für sie einnehmen und begeistern.

Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Natürlich gibt es bei fünf Figuren immer jemanden, den man lieber begleitet als den anderen. Ich mochte Paul und Madeleine am liebsten. Der spannendste, aber sicherlich auch der umstrittenste Charakter ist der von Clement. Durch das Einfließen von Dialekten und Französisch, das meistens direkt im Anschluss übersetzt wird, wirkt es noch glaubwürdiger.

Was mir sehr gut gefallen hat, dass wir die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erleben. Dabei sehen wir durch unterschiedliche Blickwinkel auf den Krieg. Paul und Madeleine lehnen den Krieg ab und sehen nicht jemanden als Feind, nur weil er im vermeintlich falschen Land geboren wurde. Dass es diesen Standpunkt unter den Protagonisten gibt, empfand ich als sehr wichtig und gelungen. Aber natürlich gibt es auch den Blickwinkel von Clement, der ein Befürworter des Krieges ist. Mit Karim haben wir auch jemanden dabei, der eher unfreiwillig an diesem Krieg teilnimmt und nur in die Armee eingetreten ist, um seine Familie zu ernähren. Die Beschreibungen des Krieges mit all seiner Zerstörung, den vielen Verletzten und Toten ist erschütternd und sehr authentisch, bildreich und nicht beschönigend beschrieben.

Die Geschichte ist extrem gut recherchiert und man lernt viel beim Lesen dazu. Viele Ereignisse, die in diesem Roman stattfinden, sind historisch belegbar. Man merkt, wie viel Zeit und Aufwand die Autorin betrieben hat, um ein möglichst genaues und zutreffendes Bild dieses Krieges zu zeichnen. Dass mit Karim und Djamila zwei Algerier in die Geschichte eingeflochten wurden, empfand ich als sehr gelungen. So wird auf der einen Seite die Kolonialmacht Frankreich angesprochen und auf der anderen Seite, dass nicht nur Franzosen auf der Seite von Frankreich kämpfen müssen. Den Umstand, für ein Land zu kämpfen, dass das eigene Land besetzt hält und dabei in der Armee fremd und ungewollt zu sein, fand ich extrem gut eingefangen.

Fazit: Ein toller historischer Roman, der durch ausgezeichnete Recherche glänzt. Die historischen Ereignisse sind toll in eine fiktive Geschichte eingearbeitet. Zwischendurch hatte es für mich ein paar Längen, außerdem erwartete ich anhand des Klappentextes eine größere Liebesgeschichte. Dennoch konnte mich der Roman begeistern, ich hatte ein paar schöne Lesestunden und habe eine Menge dazugelernt. Daher gibt es von mir 4 Sterne.