Rezension

Glaube keinem Klappentext

Die Altruisten - Andrew Ridker

Die Altruisten
von Andrew Ridker

Dieser Roman hielt einiges im Petto, was ich so nicht erwartet hätte. Aber auf Anfang: Dreh- und Angelpunkt der Erzählung ist nicht, wie vermutet das Familientreffen der drei hinterbliebenen Alters, nein hauptsächlich nutzt der Autor den Roman, um mithilfe von Rückblenden die Befindlichkeiten und psychischen Probleme der einzelnen Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander aufzudröseln.

Mir hat dieser Ansatz sehr gut gefallen. Der Autor scheint ein fundiertes psychologisches Fachwissen zu besitzen, da seine Herleitungen der verschiedenen Persönlichkeitsstile durchweg nachvollziehbar und korrekt aufgebaut sind. Was für manch einen leser überzogen wirken kann, gibt es mitunter tatsächlich in diesem Ausmaß in der Realität. Über die ersten Kapitel hinweg schafft es der Autor eine massive Antipathie gegenüber den Familienmitgliedern aufzubauen, was aus meiner Sicht eine literarische Glanzleistung darstellt. Stilistisch verwendet der Autor eine sehr bildhafte, adjektivgetragene Sprache, welche bei mir eine tolle Imagination hervorgerufen hat. Auch empfinde ich das Cover als sehr ansehnlich und äußerst passend zur Geschichte.

Ich ziehe dem Buch trotz meiner Begeisterung dafür einen Punkt ab, da der Übersetzer an einigen Stellen wirklich kurios gearbeitet hat. Besonders im Amerikanischen typische Eigennamen wurden übernommen, ohne eine Umschreibung zum Verständnis zu nutzen. Zum Beispiel ist die Rede davon, dass eine Person eine andere auf dem "Quad" gesehen hat. Erst später erschließt sich, dass nicht das im Deutschen bekannt Fahrzeug, sondern die quadratische Rasenfläche (quadrangle) im Inneren eines Collagecampus gemeint ist. Der Text strotzt vor solchen Begrifflichkeiten, die das Lesen leider zum Stocken bringen.

Insgesamt gefällt mir dieses Buch ausgesprochen gut. Ich würde es vor allem anderen Psychologen empfehlen. Sie würden sicherlich mit Interesse das Buch verschlingen.