Rezension

Guter Auftakt zu einer Jugendbuch-Trilogie, allerdings mit Schwächen

Herzblut - Gegen alle Regeln - Melissa Darnell

Herzblut - Gegen alle Regeln
von Melissa Darnell

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Die 16jährige Savannah ist ein ganz normales High School-Mädchen, das mit seiner Mum und seiner Großmutter in der Kleinstadt Jacksonville lebt. Ihren Vater sieht Savannah nur selten und hält vor allem über das Telefon Kontakt zu ihm. Stets versucht sie, durch sportliche Erfolge seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch leider ist sie in allem eher mittelmäßig. 

Savannah hat unter den Frotzeleien einiger Mitschüler zu leiden. Diese gehören zum so genannten Clann. Bei den Clanns handelt es sich um die Familien in Jacksonville, die direkt von den Begründern der Stadt abstammen. Gerüchte kursieren, dass diese in allen hohen Positionen vertretenen Clann-Mitglieder zaubern können. Aber das ist doch alles nur ein Gerücht... Dennoch kann sich Savannah nicht erklären, wieso sich Tristan, ihr Seelenverwandter aus Kinderzeit, vor mehreren Jahren plötzlich von ihr abwendete und sie seitdem mit Missachtung strafte, genauso wie alle anderen Clann-Kinder. Jedes Mal, wenn sie Tristan sieht, spürt sie diesen süßen Schmerz und erträgt seine Anwesenheit kaum. 

Dann wird Savannah krank, und ihre Eltern müssen ihr wohlgehütetes Geheimnis lüften: Savannah ist kein normaler Mensch, sondern ein Dhampir – halb Hexe, halb Vampir. Eine verbotene Mischung, nur am Leben, weil sich ihre möglichen Fähigkeiten bislang nicht entwickelt haben. Doch wenn das passiert, könnte dies einen erneuten Krieg zwischen dem Clann und den Vampiren bedeuten. Zurück an der Schule merkt Savannah, dass sie sich verändert. Sie ist plötzlich eine begnadete Tänzerin, und Jungs werden nach einem intensiven Blick aus ihren Augen wortwörtlich verrückt nach ihr. Ab sofort steht Savannah unter strenger Beobachtung. Sie muss sich von allen Clann-Mitgliedern fern halten, v. a. von Tristan, der der neue Clann-Anführer werden soll. Doch gerade jetzt scheint Tristan es regelrecht darauf anzulegen, in ihrer Nähe zu sein. Und Savannahs Sehnsucht zu ihm wird unerträglich...

Meine Meinung:
Eins vorweg: Hier handelt es sich mal wieder um den Auftakt einer Trilogie. Das Buch beginnt mit einem zweiseitigen Cliffhanger, der am Ende des Buches wieder aufgenommen wird und den Höhepunkt der Geschichte bildet. Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg. Wir lernen erstmal alle Beteiligten kennen. Savannahs Mutter und Oma sind sehr sympathisch, der Vater jedoch wirkt kühl und distanziert, worunter seine Tochter sehr leidet. Savannah selbst ist ein sehr sympathisches Mädchen. Sie ist in allem mittelmäßig und eben ein ganz normaler Teenager. Ihre beste Freundin Anne, ein rigoroses Mädchen, hat gegenüber Savannah einen regelrechten Beschützerinstinkt und steht ihr stets zur Seite.

Tristan wirkt anfänglich wie ein eingebildeter Gockel, der sich seiner Wirkung auf Mädchen durchaus bewusst ist. Nicht umsonst wird er von Savannahs Clique abwertend als „Prinz von Jacksonville“ bezeichnet. Doch durch seine Gefühle zu Savannah macht Tristan eine starke Veränderung durch im Lauf der Geschichte. Beide Protagonisten entwickeln sich stark im Verlauf des Buches weiter.
Der Roman ist abwechselnd aus Savannahs und Tristans Sicht geschrieben. Das ermöglicht dem Leser, den Gedanken und Gefühlen beider Figuren zu folgen, was besonders dann interessant ist, wenn es zwischen Tristan und Savannah mal wieder zu Missverständnissen kommt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Das Buch liest sich flüssig, die Sprache ist einfach gehalten, aber dennoch anspruchsvoll. Savannahs und Tristans Gefühle werden eindrücklich beschrieben.

Einige Kritikpunkte habe ich dennoch:

Zuerst einmal kann ich nicht nachvollziehen, dass die Fähigkeiten der Clann-Mitglieder angeblich nicht auffallen. Savannahs beste Freundin Anne nimmt es einfach hin, dass ihre Freundin plötzlich mit ihrem Blick Männer verrückt nach ihr macht. Sie hinterfragt auch nicht die Schutzamulette, die Tristan für Savannah herstellt. Bis zum Schluss dachte ich, dass vielleicht auch Anne irgendwelche Fähigkeiten hat und deshalb nichts hinterfragt, aber dem war zumindest in diesem Band nicht so. 

Ebenso wenig konnte ich verstehen, weshalb Savannah plötzlich den starken Wunsch hat, bei den Charmers, der Tanzgruppe ihrer High School, mitzumachen. Zwar ist es so, dass sie sich nach ihrer Krankheit plötzlich von einer der schlechtesten Tänzerinnen im Tanzkurs zu einer Prima Ballerina wandelt und eine große Freude am Tanz entwickelt, aber plötzlich ist sie extrem auf die Charmers fixiert und ihr ganzes Leben dreht sich nur noch darum. Sie arbeitet für die Gruppe als Betreuerin, da sie ihre überdurchschnittlichen Tanzfähigkeiten nicht in der Öffentlichkeit präsentieren darf. Sie arbeitet jeden Morgen vor der 1. Stunde, jeden Nachmittag nach dem Unterricht, an den Wochenenden, in den Ferien... Irgendwann hat mich das einfach genervt und ich frage mich, ob das an amerikanischen High Schools tatsächlich so abläuft, dass die Mitgliedschaft in einer Sportgruppe so zeitintensiv ist.

Die Geschichte zieht sich in der Mitte streckenweise wie Kaugummi dahin. Savannah und Tristan schwänzeln umeinander herum, dass ich mich irgendwann gefragt habe, wie lange das jetzt noch so weitergehen soll. Man muss gefühlte 5.000 Charmers-Proben und –Auftritte über sich ergehen lassen, bis die Geschichte endlich mal voranschreitet. Da hätte man locker 100 Seiten zusammenstreichen können.

Außerdem hätte ich gerne mehr über die Vampire und den Clann erfahren, über die Ausbildung der Nachfahren und über die verschiedenen Fähigkeiten beider Gruppen. Vielleicht wird dies dann ja im Folgeband mehr ausgearbeitet.

Der „Showdown“ am Ende ist dann doch ziemlich unspektakulär bzw. relativ kurz und schmerzlos. Natürlich muss das auch nicht sein, dass die großen Kämpfe ausbrechen, und es hätte auch nicht zum Rest der Geschichte bzw. den Protagonisten gepasst. Dennoch wäre es nach der langgezogenen Geschichte um Savannahs und Tristans Gefühle nett gewesen, nochmal einen richtigen Höhepunkt im Buch zu erleben. Immerhin – man kann das Buch als in sich abgeschlossen bezeichnen, auch wenn vieles offen bleibt. Natürlich ist die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt, aber zumindest endet sie nicht mit einem fiesen Cliffhanger, der einen die Wartezeit auf Band 2 unerträglich erscheinen lässt.

Alles in allem nette Unterhaltung mit sympathischen Figuren. Vampire, Zauberer und die verbotene Liebe zwischen zwei jungen Menschen sind heutzutage zwar nichts Neues mehr in Jugendbüchern, aber „Herzblut“ hat seinen eigenen Charme. Ich freue mich schon auf den Folgeband und hoffe, dass die Geschichte dann etwas kompakter ist und mehr Höhepunkte aufweisen kann.