Rezension

Harold Frys Reise aus der Sicht von Queenie Hennessy

Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry - Rachel Joyce

Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry
von Rachel Joyce

Bewertet mit 5 Sternen

Queenie Hennessy ist die Frau, für die Harold Fry einmal quer durch England läuft, um sie noch einmal zu sehen, bevor sie stirbt. Denn sie liegt in Berwick upon Tweed (Nordengland) unheilbar an Krebs erkrankt im Hospiz und hat nicht mehr lange zu leben. Weil sie so gerührt von Harolds Idee ist, aber auch, weil sie das Gefühl hat, dass sie ihm noch einige Antworten schuldig ist, schreibt sie ihm einen langen Brief darüber, wie damals alles kam und was er alles über die Ereignisse nicht weiß.

Ich habe mich lange gefragt, ob man "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" kennen sollte, bevor man dieses Buch liest. Ich bin nach wie vor unschlüssig: Auf der einen Seite erschließt sich manches vielleicht ganz anders, wenn man die Ereignisse schon aus der Sicht von Harold Fry kennt, auf der anderen Seite wird aber nichts als so bekannt vorausgesetzt, dass man das Buch ohne Vorkenntnisse nicht verstehen würde.

Das Buch liest sich sehr flüssig, ich war sofort drin in der Geschichte und wollte am liebsten nicht mehr aufhören zu lesen. Die Handlung hat mich in ihren Sog gezogen, gepackt und auch z.B. bei der Arbeit noch beschäftigt. Ich fand die Beschreibung des Lebens und der Personen im Hospiz sehr eindrücklich, aber vor allem sehr lebensbejahend - so, wie ich es selbst schon in Hospizen erlebt habe. Dabei hatte es etwas rührendes, wie schon bald das ganze Hospiz mit Harold Fry mitgefiebert hat, erst noch eher verhalten und skeptisch, bald aber sehr begeistert.

Queenie Hennessy an sich ist eine Frau, über die man durch die Rückblicke auf ihr Leben viel erfährt. In diesem Leben ist vieles nicht so gelaufen, wie sie es sich erträumt hat und sie musste auf vieles verzichten, was ich ihr eigentlich sehr gegönnt hätte. Doch sie hat immer ihren Weg gefunden, wenn vielleicht auch nicht immer auf der direktesten Strecke.

Während des Buches war an Emotionen bei mir alles dabei, Lachen, Weinen, Frustration, Verärgerung, Trauer. Doch gerade das Ende fand ich noch einmal sehr bewegend, zumal es ganz anders kam, als ich gedacht hätte.

Fazit: Klare Empfehlung für alle, die Harold Fry mochten, aber auch für die, die sich einfach für Queenie Hennessy interessieren.