Rezension

Interessante Idee, gute Umsetzung

Firelight 01. Brennender Kuss - Sophie Jordan

Firelight 01. Brennender Kuss
von Sophie Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

«Wir tasten einander mit den Augen ab - als wären wir zwei Tiere, die sich zum ersten Mal über den Weg laufen. [...] Nicht, dass ich noch nie einem Menschen begegnet wäre. Ich habe sie schon Dutzend Mal gesehen, wenn ich mit Mum und Tamra zum Einkaufen in der Stadt war. Die meiste Zeit über sehe ich sogar selbst wie ein Mensch aus, auch innerhalb der geheimen Siedlung unseres Rudels. Trotzdem starre ich diesen Jungen an, als hätte ich noch nie im Leben einen gesehen. Und vermutlich habe ich auch noch nie jemanden wie ihn gesehen - immerhin ist er kein gewöhnlicher Junge. Er ist ein Jäger.»
[Sophie Jordan - Firelight: Brennender Kuss; S. 26]

Erster Satz:
Als ich auf den stillen See hinausblicke, weiß ich, dass es das Risiko wert ist.

Inhalt:
Die junge Jacinda lebt in einer geheimen Siedlung mit ihrem Rudel zusammen, in welchem sie ihre wahre Identität vor den Menschen verborgen halten, denn sie sind Draki - eine von den Drachen abstammende Form, die sich durch Evolution an ihre Umgebung angepasst hat und sich in Menschen verwandeln können. Doch Jacindas Zukunft ist weitgehend festgelegt. Da sie seit Generationen der erste Feuerdraki nach sehr langer Zeit ist, ist sie für ihr Rudel unentbehrlich geworden und in naher Zukunft soll sie den nächsten Rudelführer Cassian heiraten, um dem Rudel weitere Feuerdraki zu schenken. Als Jacinda dann eines Tages mit ihrer besten Freundin gegen das wichtigste Drakigesetz verstößt, nämlich niemals am Tag zu fliegen und daraufhin von einigen Jägern verfolgt wird, trifft sie Will zum ersten Mal, der ihr sogleich ein merkwürdiges Gefühl verpasst und sie gegen alle Erwartungen verschont. Um der Bestrafung und der Heirat mit Cassian zu entgehen, flieht Jacindas Mutter mit ihr und ihrer Zwillingsschwester Tamra in einer Nacht und Nebelaktion. Auf ihrer neuen Schule begegnet sie Will wieder und immer mehr steht Jacinda zwischen zwei Welten, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen.

Schreibstil:
Sophie Jordan schreibt auf einem relativ anständigen Niveau, sodass sich das Buch gleichzeitig leicht und schnell lesen lässt und dennoch nicht zu seicht wird. Mit viel Tempo und lebendigen Beschreibungen wird man in die Welt der Draki hineingezogen, wobei es wirklich kaum Stellen gab, die sich gezogen hätten. Das Buch macht einfach Spaß, weil es nicht lang dauert, bis Spannung aufgebaut wird und diese sich sogar von der ersten bis zur letzten Seite konstant hält.

Meinung:
Nicht schon wieder eine Romeo-und-Julia-Geschichte, in der es lediglich darum geht, dass man sich liebt, aber nicht zusammensein kann, weil es entsprechende Umstände oder die Herkunft verbieten. Nicht schon wieder dieses ständige Hin und Her zwischen Liebe und Flucht, dass man schon aus so vielen Jugendbüchern dieser Art kennt. Doch. Genau das, aber so verpackt, dass es Spaß macht und nicht wie die etlichen Romantasybücher daher kommt, die man inzwischen überall hinterhergeworfen bekommt. Dazu muss man zwar sagen, dass Firelight nun wirklich keine Neuheit ist oder einige Szenen nicht an andere Bücher erinnern, trotzdem hat Jordan mit dieser Geschichte etwas geschaffen, was ich so noch nicht gelesen habe.

Sehr originell und spannend kommt schon mal ihre Idee der Draki daher, die von den allseitsbekannten Drachen abstammen und daher halb Mensch, halb Drache sind. Es gibt unzählige verschiedene Arten, die unterschiedliche Besonderheiten und Stärken haben, was ich am interessantesten empfand. Vor allen Dingen die erste Verwandlung, bei der sich Jacinda und ihre Freundin Azure in ihre Draki verwandeln fand ich sehr ansprechend beschrieben, denn die große Farbenvielfalt hat mich irgendwie angezogen. Allerdings muss ich sagen, dass es mir äußerst schwer fällt, mir einen solchen Draki bildlich vorzustellen, denn obwohl Jordan einige gute Beschreibungen an den Tag legt, geht mir diese Kombination aus Drache und Mensch einfach nicht in den Kopf. Hier hätte ich mir längere und ausführlichere Beschreibungen gewünscht, die mir die Draki näher gebracht hätten. Generell wären mehr Informationen über diese Gattung interessant gewesen.

Doch nicht nur die Idee sorgt dafür, dass man nicht mehr zu lesen aufhören kann, auch die Charakter sind überzeugend und zum Teil gut gestaltet. Allen voran Jacinda, die eine starke Persönlichkeit ist und nicht immer auf den Schutz anderer angewiesen ist. Realistisch ist hierbei auch, dass ihre Familie eine zentrale Rolle spielt, was in den meisten Büchern dieser Art ja sehr unter den Tisch fällt. Sie macht sich nicht nur Gedanken um sich selbst, sondern auch um ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester Tamra (die keine Draki ist und sich daher im Rudel nie wohlgefühlt hat). Will fällt mir jedoch immernoch zu sehr in das typische Traumprinzenschema, denn natürlich ist er unnahbar, hat bisher noch nicht wirklich ein Mädchen an sich herangelassen, ist aber selbstverständlich umhauend attraktiv. Allerdings hat mich seine Hintergrundgeschichte dennoch sehr fasziniert und in den Bann gezogen. Auch Cassian hat mich noch nicht hundertprozentig überzeugt, obwohl er mehr Charakter durchscheinen lässt, als beispielsweise Will. Ansonsten fand ich die Rolle der Tamra sehr interessant und ich denke, dass ihr den nachfolgenden Bänden noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu Teil wird.

Die Liebesgeschichte ist süß und teilweise auch prickelnd, aber dennoch erinnert sie an viele andere ähnliche Geschichten. Sie beruht im Grunde nur auf diesem ewigen Hin und Her der Gefühle, man will zwar zusammen sein, kann es aber nicht, es ist gefährlich, schadet den anderen und ist mit Geheimnissen in jeder Ecke bestückt, sodass immer wieder neue Rätsel gelöst werden, die dann der Beziehung zwischen Jacinda und Will schaden. Nach einiger Zeit ist das demnach relativ ermüdend, obwohl ich es anfangs ganz unterhaltsam fand.

Die Geschichte sorgt nicht nur für Romanze, sondern auch für Spannung und Überraschungen an jeder Ecke, sodass es nicht an Tempo verliert. Jacinda steht immer zwischen dem, was sie will, ihrer Familie und ihren Drakibedürfnissen, sodass immer ein Konflikt vorhanden ist. Von beinahe allen Seiten drohen Gefahren, denn nicht nur ihr Rudel will ihr Schicksal in die Hand nehmen, auch ihre Mutter lässt Jacinda nicht für sich selbst bestimmen, sodass Jacinda sich gefangen und nirgendwo zu Hause fühlt. Ich bin gespannt, wie Sophie Jordan den Knoten lösen wird und wie sich die Handlungstränge im nächsten Teil entwickeln werden.

Fazit:
Alles in Allem ist Firelight: Brennender Kuss von Sophie Jordan ein gelungener Auftakt einer neuen Trilogie, mit interessanten Wesen, die im zweiten Teil hoffentlich mehr und tiefgründiger beleuchtet werden, einer süßen Liebesgeschichte, die sich vermutlich noch mehr ausweiten wird und einer tollen Spannungskurve, sodass wirklich für jeden etwas dabei ist, der Fantasy mag und ein weiteres Buch vertragen kann, dass vom Schema zwar nicht neu ist, aber dennoch frischen Wind in das Genre zu bringen vermag.