Rezension

Katz- und Mausspiel: das Thema "Zukunft" wird mit der Zeit blass

Der Store - Rob Hart

Der Store
von Rob Hart

Bewertet mit 3 Sternen

Zuerst habe ich mich sehr amüsiert, aber irgendwann dann doch mehr und mehr gelangweilt. Es ist eben doch nur ein Mix - und war schon mal da und dann davor noch mal und noch mal ... Aufgewärmt bleibt aufgewärmt.

Der Unternehmensgründer Gibson hat es geschafft, in jeder Beziehung. Er hat durch eine zündende Idee ein Imperium aufgestellt. Schon mit zwölf Jahren kam ihm, quasi durch Zufall, die Idee dazu: Man muss es den Leuten einfacher machen, die Waren zu ihnen bringen. So müssen sie nie aus dem Haus, wenn sie nicht wollen. Der Verkehr wird geringer, letztlich werden alle Probleme der Welt gelöst.
Gibson ist entweder der Weltenretter oder ein zynischer, gewissenloser Verbrecher. Das muss der Leser selber entscheiden, denn Gibson tritt selber mit diversen Statements auf, um seinen Standpunkt klar zu machen.

Die Idee ist nicht neu. „Der Store“ ist eine Mischung aus „Quality Land“ von Marc-Uwe Kling und Dave Eggers „Circle“. Beide Ideen hat der Autor jedoch sehr gut zusammengepuzzelt und aufgepeppt. Man muss beide Bücher nicht kennen, um „Der Store“ zu lesen und zu verstehen, aber vielleicht, um den Roman zu bewerten.

Die erste Hälfte des Romans ist insoweit spannend und interessant als der Leser erfährt, wie das Unternehmen der Zukunft beschaffen ist. Ausbeutung bis aufs Blut, deklariert als Wohltat an der Menschheit. Es läuft einem kalt den Rücken hinunter, weil diese Utopie so utopisch vielleicht gar nicht ist. Der Autor punktet mit der Schilderung des Unternehmens in aller Deutlichkeit und vielen Details. Das macht ihn bis zu diesem Zeitpunkt unverwechselbar.

In der zweiten Hälfte des Romans geht es aber mehr oder weniger nur noch darum, ob es gelingt, das Unternehmen zu diskreditieren beziehungsweise auffliegen zu lassen. Dazu werden die entsprechenden Protagonisten, die Verpackerin Zinnia, der Aufseher Paxton früh aufgebaut, samt ihrem jeweiligen Umfeld. Das ist spannend, ohne Frage, aber mehr als ein Katz-und Mausspiel ist es bald nicht mehr, Fangen oder Gefangenwerden.

Und wie geht es aus? Auf jeden Fall gibt es Unerwartetes. Dennoch wird das Thema, die Zukunft, immer blasser und ist nur noch ein Hintergrundgeräusch.

Fazit: Sehr spannend. Insofern für Thrillerleser ein Highlight. Doch für den, der den anspruchsvollen Roman sucht, bleibt der Roman bald im Jagen und Gejagdwerden stecken, die Zukunftsvision tritt in den Hintergrund.

Kategorie: Thriller
Verlag: Heyne, 2019

Kommentare

Emswashed kommentierte am 13. September 2019 um 09:50

Ich staune, was Du in letzter Zeit alles gelesen hast.... aber von diesem Buch werde ich dann erst einmal Abstand halten.

wandagreen kommentierte am 13. September 2019 um 10:33

Spannend ist es allerdings schon.