Rezension

Kein typischer Thriller, fast schon eher ein Familiendrama

Samariter
von Jilliane Hoffman

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Samariter" ist kein typischer amerikanischer Thriller a la Joy Fielding. Im Mittelpunkt stehen weniger die Opfer eines Serienkiller-Duos noch die Serienkiller und ihre Motive zum Töten selbst. Jillian Hoffmann beleuchtet das Geschehen aus der Sicht einer zufälligen Zeugin und ihrer Familie sowie aus der Sicht der Ermittler. Die Frage nach Zivilcourage und der richtigen Handlung wird aufgeworfen. Würde man einer Verzweifelten Hilfe anbieten? Oder eher verweigern? Wenn ja, welche Gründe können dafür gerechtfertigt sein?

Faith Saunders jedenfalls verweigert der verzweifelten Angelina auf ihrer Flucht vor zwei psychopathischen Mördern die Hilfe. Sie ließ sie nicht in ihr Auto einsteigen - mitten in der Nacht in einem Tropensturm, auf dem Rücksitz die vierjährige Tochter. Es könnte sich ja um eine Irre handeln. Faith ist das Risiko zu groß. Angelina wird von zwei Männern schreiend auf ein verlassenes Grundstück geschleppt. Faith flüchtet, total verschreckt, vom Tatort. So weit, so gut. Dies ist die Eröffnungsszene, die wirklich viel verspricht.

Faith meldet allerdings diesen Vorfall nicht der Polizei. Erst ihre Tochter, die intuitiv weiß, was das Richtige zu tun ist, bringt die Ermittlungen ins Rollen. Jillian Hoffman benutzt viel zu oft eher pseudo-psychologische Erklärungen für das Handeln ihrer Charaktere, insbesondere für das Verhalten von Faith. Im Weiteren wird auch Alkoholismus thematisiert. Wirkliche, glaubhaftige Gründe dafür, warum Faith (nicht) tut, was sie tut, oder warum die beiden Mörder zu Mördern geworden sind, bringt das Buch allerdings nicht an.

An vielen Stellen wirkt das Buch eher wie ein Familiendrama, obwohl die Geschichte durchaus sehr spannend geschrieben ist. Ich fühlte mich gut unterhalten, wie bei einem Fernsehkrimi, bei dem es nicht unbedingt drauf ankommen muss, ob die Story tiefgängig ist.

Ein wirkliches Thriller-Happy-End, bei dem der Mörder entweder der Gerechtigkeit zugeführt oder heroisch getötet wird, gibt es in "Samariter" nicht. Das Ende schließt den Bogen zu anderen Jillian Hoffmann Romanen. So siedelt sie auch "Samariter" in ihrem literarischen Universum an. Ich kannte die Romane, auf die Bezug genommen wird, nun selber nicht, konnte aber trotzdem mit der Story von "Samariter" etwas anfangen, weil sie in sich geschlossen ist.