Rezension

Klischeeüberladen und konstruiert - dabei hatte das Buch so viel Potential!

Schnee wie Asche - Sara Raasch

Schnee wie Asche
von Sara Raasch

Bewertet mit 2 Sternen

Nachdem ich unglaublich viele begeisterte Meinungen zu Schnee wie Asche gehört habe, musste das Buch unbedingt bei mir einziehen. Es handelt sich mal wieder um einen Hype, daher war ich skeptisch, hatte jedoch zugleich hohe Erwartungen aufgrund der vielen positiven Stimmen. Leider wurde ich enorm enttäuscht und diese Rezension tut mir wirklich Leid für alle, die das Buch lieben – aber ich persönlich habe einfach zu viele Kritikpunkte …

Einige Worte zum Inhalt

Vor sechzehn Jahren ging das Königreich Winter unter. Das Volk wurde von Angra, dem Herrscher des gefürchteten Königreichs Frühling, versklavt und muss seitdem unter unmenschlichen Umständen sein Dasein fristen. Nur wenige Winterianer konnten entkommen, unter ihnen das Waisenmädchen Meira. Sie leben im Exil, stets auf der Flucht und bemüht, das magische Artefakt von Winter, die Magsignie, die von Angra zerbrochen wurde, zurückzuerobern, um die Magie wieder für sich nutzen und Winter retten zu können. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Mather, in den sie heimlich verliebt ist, trainiert Meira nur für dieses eine Ziel: Die Herrschaft Angras zu beenden.

Meine Meinung

Erst einmal: seeeeufz. Das Buch hat mich wirklich Nerven gekostet. Es handelt sich um ein Jugendbuch aus dem High Fantasy-Genre und leider erfüllt es sämtliche Klischees, die man von typischen High Fantasy-Geschichten gewohnt ist. Immer wieder musste ich mit den Augen rollen, das Buch entnervt weglegen und den Kopf schütteln. Ich war besonders enttäuscht, da ich mir wirklich viel von der Geschichte versprochen hatte.

Die Grundidee ist in Ordnung. Es gibt verschiedene Königreiche, vier Jahreszeiten- und vier Rhythmus-Königreiche, und natürlich wird eines der Königreiche von dem bösen Herrscher Angra unterdrückt. Das Königreich Winter wurde von Angra zerstört, die Menschen versklavt , und nur sehr, sehr wenige Winterianer konnten entkommen. Hinzu kommt Magie, um genau zu sein der sogenannte Magieschlund, der in den Bergen liegt und mit dessen Macht die königlichen Magsignien geschaffen werden konnten. Winters Magsignie, ein Medaillon, wurde von Angra zerbrochen und seitdem sind die winterianer Flüchtlinge auf der Suche nach den Medaillonhälften, um ihre Magie wiederherzustellen. Das einzige Problem: Die Magie ist an die weibliche Abstammungslinie gebunden, die verstorbene Königin hat jedoch einen Sohn, Mather, zurückgelassen, sodass ungewiss ist, ob er die Magie überhaupt anwenden kann.

So viel zu den Grundzügen, die in meinen Augen absolut nichts Außergewöhnliches oder Einfallsreiches an sich haben (Königreiche, böser Herrscher, unterdrücktes Volk, Magie). Obendrauf wird nun eine hübsche Portion Klischees gepackt: unerwiderte Liebe, eine Dreiecksbeziehung, Logikfehler, unglaublich gutaussehende Charaktere, der typische Gut-Böse-Kontrast, vorhersehbare Wendungen und viel zu viel Blablabla.

Die Handlung ist leider völlig überspitzt und stellenweise extrem schwach. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Geschichte mich mitnimmt, da die Charaktere immer übertrieben gehandelt haben und die Handlung an vielen Stellen einfach nur gezwungen wirkte, als wisse Raasch nicht, wie sie den Plot sonst vorantreiben solle. Meiras innere Monologe durchziehen das gesamte Buch und nerven mit der Zeit gewaltig, da ihre Gedanken sich immer wieder im Kreis drehen. Ihre Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen, sie verhält sich meist einfach nur wie ein naives, bockiges Mädchen.

Leider war mir persönlich von Anfang an klar, wie die Geschichte weitergehen würde. Die gesamte Handlung ist vorhersehbar, weil sie nun einmal klischeehaft ist. Lediglich eine einzige Sache konnte mich überraschen, was meine Meinung jedoch nicht herumreißen konnte. Es ist einfach wahnsinnig enttäuschend, wenn ein Buch keinerlei unvorhersehbare Wendungen beinhaltet und man von Beginn an absehen kann, was passieren wird.

Erst in der finalen Schlacht konnte die Geschichte mich halbwegs mitreißen, daher werde ich wahrscheinlich auch den zweiten Band lesen. Vielleicht bietet die Fortsetzung ja mehr Überraschungen, nachdem im ersten Buch der Grundstein gelegt wurde.

Mit den Charakteren konnte ich mich nicht identifizieren, sie blieben zweidimensional und platt. Meira zum Beispiel ist das typische, arme Waisenmädchen, dessen Liebe zu König Mather nicht sein darf. Ihre Entwicklung ist ebenfalls vorhersehbar: Vom Waisenmädchen zur gefeierten Heldin. Ach was. Auch die Liebesgeschichten sind schlecht ausgearbeitet und Theron ist zwar niedlich, aber mehr eben auch nicht. Die Rivalität zwischen Mather und Theron ist mir nach einer Weile höllisch auf den Keks gegangen. Immer derselbe blöde Mist! Wo ist der ganze Einfallsreichtum hin verschwunden? Müssen Liebesgeschichten in Jugendbüchern denn wirklich dauernd nach dem gleichen Schema ablaufen?

Insgesamt ist die Geschichte nicht gut umgesetzt. Sara Raasch verspielt das gesamte Potential durch Klischees und eine viel zu konstruierte Handlung. Sehr schade, denn Schnee wie Asche hätte genauso gut ein tolles High Fantasy-Werk werden können!

“Ein menschlicher Schneesturm, eine wogende weiße Erinnerung daran, dass sie nicht alle Winterianer versklavt haben. Einige von uns sind immer noch am Leben.” – S. 62

Die Dialoge sind schlecht konstruiert und ebenfalls klischeeüberladen. Ich weiß nicht, ob es an der deutschen Übersetzung liegt, doch der Schreibstil ließ mir so manches Mal Schauder des Entsetzens über den Rücken rieseln. Ganz großes Klischeekino. Manche der Sätze waren so schlecht formuliert, dass ich mich gefragt habe, wie dieses Buch überhaupt durchs Lektorat kommen konnte. Apropos Lektorat: Dieses hat mich leider schwer enttäuscht. Was war denn da los, lieber cbt-Verlag? Hattet ihr es so eilig mit der Veröffentlichung? Fehler passieren, aber von einem ordentlichen Lektorat erwarte ich zumindest ansatzweise Perfektion.

Tja – wie ihr merkt, bin ich bitter enttäuscht und wirklich traurig, denn ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut. Aber so ist das eben mit Hypes: Manchmal hat man Glück, manchmal nicht.

Fazit

Klischees, platte Charaktere, Vorhersehbarkeit, Logikfehler, schlecht konstruierte Dialoge und die inneren Monologe eines naiven sechzehnjährigen Mädchens – überlegt euch gut, ob ihr euch das antun wollt. Das Buch wurde erst zum Ende hin etwas besser. Ich kann für Schnee wie Asche definitiv keine Leseempfehlung aussprechen. Es tut mir wirklich Leid, aber ich kann dem Buch nicht mehr als zwei Sterne geben.