Rezension

Traumhaft schön

Schnee wie Asche - Sara Raasch

Schnee wie Asche
von Sara Raasch

Ich entdeckte „Schnee wie Asche“ in der Verlagsvorschau und verliebte mich direkt in das Cover. Ist es nicht wirklich traumhaft schön? Toll, dass der Verlag beschlossen hat, das englische Originalcover zu übernehmen. Als mich dann auch noch der Klappentext überzeugte, war schnell klar, dass ich dieses Buch lesen muss!
Die junge Meira ist mit sieben weiteren Winterianern auf der Flucht vor dem grausam König Angra aus dem Reich Frühling. Unter ihnen befindet sich der rechtmäßige König Winters – Mather, Meiras bester Freund seit Kindheitstage. So lange er noch lebt, gibt es Hoffnung für das zerschlagene Königreich. Doch dazu müssen sie die beiden Bruchstücke der Magsignie finden, die Winters Magie barg bis sie zerstört wurde. Als Meira an eine Hälfte des Amuletts heran kommt, wird Angra wieder auf sie aufmerksam. Schutzsuchend wenden sich die letzten freien Winterianer an das Königreich Cordell, doch auch dessen König spielt sein eigenes Spiel.
Der Verlag wirbt auf seiner Seite mit dem Satz „Für alle Mädchen, die Fantasy und starke Heldinnen lieben!“ und verkauft sich damit drastisch unter Wert. Das Buch ist ganz bestimmt keine simple Jugendliteratur für Teenagermädchen. Mit Spannung, Action, Humor und einem entzückend erfrischenden Weltenkonzept haben auch Jungs und im Herzen junggebliebene Spaß an dem Buch. Ohne langen Anlauf ist man direkt in der Geschichte drin, die – in meinen Augen – auch ein ordentliches Tempo vorlegt. Irgendwas passiert immer und dabei wechseln sich Kampf, Intrige und Mädchenprobleme wundervoll ab. Natürlich gibt es auch etwas Liebe. Als sich eine Dreiecksgeschichte entwickelte, war ich schon leicht genervt und fragte mich, ob es kein Buch gibt, was ohne diese Problematik sein kann. Aber hier wurde das Thema nur angerissen und erledigte sich dann relativ schnell ohne großes Drama. Ein großer Pluspunkt in meinen Augen!
Generell erinnert mich die Art der Geschichte an Bücher wie „The Banned & the Banished“ von James Clemens oder „Der 5. Stein“ von Micha Pansi, die ich wirklich sehr geliebt habe. Es ist bodenständiges Fantasy ohne zu viel drum rum, spannend und charmant. Das reißt mich mit.
Als Leser bleibt man an der Seite von Meira, die alles aus der Ich-Perspektive erzählt. Das muss echt „in“ sein, da mir immer mehr Bücher in dem Stil in die Hände fallen. Meira ist einem direkt sympathisch. Sie ist frech, mutig, ohne übertrieben mutig zu sein, schlau und ein Wildfang. Das muss sie auch sein, schließlich ist sie schon ihr ganzes Leben lang auf der Flucht. Höfische Etikette ist ihr fremd und das sorgt für ein paar charmante Szenen. Trotzdem ist sie sehr bodenständig, mit Selbstzweifeln und den typischen Problemen einer jungen Frau. Kurz: Ich mag sie.
Auch die anderen Charaktere haben ihren eigenen Charme und berühren den Leser auf die eine oder andere Weise. Bei Mather wusste ich lange nicht, was ich von ihm halten sollte. Theron, der Kronprinz von Cordell, hingegen hatte es mir direkt angetan. Bis auf Sir kommen die restlichen Winterianer etwas kurz und bleiben dadurch recht blass. Aber das ist okay, da sie nicht sonderlich wichtig sind. Etwas mehr hätte ich mir von den Bösewichten Herod und Angra gewüscht. Ich mag gute Bösewichte, die einfach fies sind und die man so wundervoll hassen kann. Potential ist bei den beiden definitiv da.
Der Stil ist locker, manchmal mit frechen Sprüchen gespickt und eine ausgewogene Mischung von Meiras Gedanken- und Gefühlswelt, so wie Action. Damit hat mich die Autorin direkt gebannt und ich bin ganz in die Welt der Jahreszeitenkönigreiche eingetaucht.
Eine kleine Kritik habe ich nur gegen Ende des Buchs. Als Leser durchblickt man die Wendung wohl etwas eher als Meira und dadurch, dass sie eine ganze Weile auf dem Schlauch steht, zieht es sich im letzten Drittel etwas. Aber das ist nicht wirklich dramatisch, außer, dass man Meira gerne mal fest schütteln mag, damit sie es begreift.
Das Ende selbst wiederum ist sehr rund. Das Buch ist ein Auftakt zu einer Trilogie. Der zweite Band „Ice like Fire“ erscheint im Oktober auf Englisch. Wir müssen uns also noch etwas gedulden. In diesem Buch ist klar, dass noch etwas kommt, aber es endet sehr harmonisch. Die erste Schlacht ist geschlagen und etwas Ruhe kehrt ein. Damit hat man keinen nervenaufreibenden Cliffhanger und überlebt die Wartezeit vielleicht etwas entspannter.

Fazit:
„Schnee wie Asche“ ist ein mitreißender Auftakt in eine neue Fantasy-Reihe. Sympathische Charaktere, erfrischend anderes Weltenkonzept und ein toller Stil nehmen den Leser mit auf eine Reise in die Jahreszeitenkönigreiche. Mich hat es besonders gepackt, weil es mich an Bücher erinnert, die schon seit Jahren zu meinen Lieblingsbüchern gehören.
Ich kann es gar nicht erwarten, mehr von Meira zu lesen und fiebere jetzt schon dem zweiten Band entgegen.