Rezension

Kostspielig

Tohrus Japan -

Tohrus Japan
von Tohru Nakamura

Bewertet mit 3 Sternen

Der Münchner Spitzen Koch und Halbjapaner Nakamura verbindet in seinem Kochbuch das Beste von seinen beiden Welten: Die deutsche Küche mit der japanischen. Mir gefällt die Idee, dass man Klassisches wie Wild, Huhn und Speck auch mit japanischen Zutaten kreativ, innovativ und erfrischend neu kombinieren kann. Das Buch ist für den deutschen Markt und rein Japanisch würde hier wohl auch kaum munden. 

Die Einleitung ist mit einem Viertel des Buchs relativ lang. Er erzählt erst, wo man authentische Orte in Deutschland finden kann, die ein Stück Japans darstellen. Hier nennt er unter anderem Düsseldorf, Kaiserslautern, Berlin, Bonn und seine Heimat München natürlich. Dort kann man neben Gärten oder Gebäuden auch die Kultur und Restaurants finden ohne nach Japan reisen zu müssen. Ganz nett auch die Information, dass man da manchmal typisch japanisches Geschirr und Kochutensilien kaufen kann. 

Anschließend erzählt er sehr viel Privates und vor allem über seinen Werdegang. Ich meine, man hat meist schon zum Buch gegriffen, er muss nicht weiter überzeugen und wie in einem Bewerbungsgespräch prahlen...? Daher verstehe ich den aktuellen Trend nicht, in dem so viele Seiten am Anfang mit großem Palaver gefüllt werden. Den Platz hätte man für weitere Rezepte nutzen können. Das wäre praktischer. Denn den Anfang liest man, wenn überhaupt einmal und dann nie wieder. Rezepte wird man dagegen immer wieder zu Rate ziehen, um sie nachzukochen. 

Von den Zutaten her ist das Buch sehr für Fisch- und Fleischliebhaber geeignet. Die Hauptzutat ist in den meisten der 62 Rezepten unter anderem  Steak, Wild, Huhn, diverse Fische, auch Tintenfisch und Meeresfrüchte. Vegetarische Rezepte gibt es nur an einer Hand abzählbare. Daher halte ich das ihnen für absolut ungeeignet. Außerdem sollte man in der japanischen Küche bewandert sein, um die Rezepte authentisch nachkochen zu können. Es gibt extrem viele Zutaten, die nicht ständig im Repertoire meiner Küche wiederzufinden sind. Man braucht daher zwingend einen Asiamarkt oder muss auf den Onlinehandel ausweichen. Neben den deutsch angehauchten Gerichten gibt es aber auch wenige komplett japanische Gerichte wie Onigiri und Mochi zum Beispiel. Bei einem Rezept sollte man eine Mikrowelle parat haben. 

Vom Aufbau her hat mich das Buch komplett überrascht. Es ist nicht klassisch bekannt in Frühstück, Hauptgerichte, Desserts und Drinks unterweilt, sondern er stellt immer eine Zutat in den Vordergrund und packt sehr viel Hintergrundwissen ein, um anschließend einige Rezepte folgen zu lassen, in denen diese Zutat vorkommt. Gewöhnungsbedürftig. Schnell etwas kochen fällt da dann irgendwie schwer. Eventuell ist das in Japan so üblich, aber hier wäre die deutsche Art definitiv von Vorteil.