Rezension

kulinarische und gefühlvolle reise durch Italien

Der Duft von Pinienkernen - Emily Bold

Der Duft von Pinienkernen
von Emily Bold

Bewertet mit 5 Sternen

Jeder Mensch macht in seinem Leben einmal Fehler. Die einen sind klein, unbedeutend und schnell vergessen, andere wiegen schwer und verfolgen einen lange Zeit. Greta hat mit so einem Fehler ihr gesamtes Leben aus der Bahn gebracht und steht nun vor den Trümmern, die übrig geblieben sind.

Als sich ihr die Chance bietet, ihre Heimat mit all den Scherben hinter sich zu lassen, um dem Ganzen für eine Weile zu entfliehen, nutzt sie diese und reist nach Italien. Das Kochbuch, für das sie dort recherchieren und Rezepte sammeln soll, rückt fast ein wenig in den Hintergrund, denn was Greta wirklich bewegt, sind ganz andere Dinge…

 

Der Schreibstil von Emily Bold ist sehr angenehm, flüssig und mitnehmend. Schon nach wenigen Seiten habe ich mich sehr wohl in der Atmosphäre gefühlt und konnte mich nach und nach immer mehr einfinden und mitfühlen. Obwohl die Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive geschildert ist, bekommt man einen sehr detaillierten Einblick in das Leben von Greta, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste, Zweifel und Hoffnungen. Dadurch kann man gut nachvollziehen, warum sie sich entwickelt, wie sie es tut, wieso sie einiges zulässt, anderes abblockt und wovor sie davon zu laufen scheint. Greta muss sich im Verlauf des Buches vielen Dingen stellen, trifft auf die unterschiedlichsten Menschen, die ihr teilweise helfen, sie voranbringen, sie aber auch manchmal verwirren und nachdenklich stimmen. Die verschiedenen Charaktere machen die Handlung abwechslungsreich und lebendig. Jede Figur bringt auf ihre Art neuen Schwung in die Geschichte.

Neben der bunten Personenmischung gibt es immer wieder tolle Orte und Landschaften zu bestaunen. Die bildhaften Beschreibungen der unterschiedlichen Schauplätze wecken richtig Lust, selbst nach Italien zu reisen und sich die Sonne auf die Haut scheinen zu lassen, besonders bei dem tristen Wetter, das hier momentan herrscht.

 

Da es in der Geschichte um die Entwicklung eines Kochbuches geht, wird es immer wieder sehr kulinarisch. Greta entdeckt an den verschiedenen Orten immer neue Leute, die sie in die Geheimnisse der Familienrezepte einweihen, mit ihr gemeinsam kochen und natürlich auch probieren. Zum Glück waren nicht alle Rezepte nach meinem Geschmack, sonst hätte man beim Lesen ständig Hunger gehabt. Aber die Abschnitte, in denen Pasta gemacht wird, haben schon Lust auf Nudeln aller Art gemacht – also am besten nach dem Essen lesen oder im Anschluss kochen.

Auch wenn das Kochthema immer irgendwie präsent ist, dreht es sich auch viel um die persönliche Entwicklung der Protagonistin. Nach und nach lernt man die unterschiedlichen Seiten von Greta kennen. Manchmal wird es sehr nachdenklich, dann wieder fröhlich oder gefühlvoll. Neben den kulinarischen Genussexplosionen gibt es so noch die emotionale Achterbahnfahrt für die junge Frau. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass Greta stets authentisch wirkt und nicht immer alles beim ersten Mal gelingt. Man kann sich mit ihr identifizieren, weil sie auf eine sehr schöne Art greifbar bleibt, mit allen Ecken und Kanten.

 

Eine schöne Geschichte mit tollen Protagonisten, anschaulichen Beschreibungen, die Reisefieber und Kochlust wecken und einem sehr angenehmen Schreibstil. Sowohl nachdenkliche, als auch fröhliche und emotionale Momente begleiten die Protagonistin auf ihrer abwechslungsreichen Reise durch Italien.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!