Rezension

Kurzweilige, amüsante Lektüre für zwischendurch

Die souveräne Leserin
von Alan Bennett

In "Die souveräne Leserin" dichtet Alan Bennett der Queen die frisch entdeckte leidenschaft fürs Lesen an. Tiefgründige Literatur brauch man hier nicht erwarten, wenngleich das Buch eine interessante Lektüre für Literaturliebhaber ist. Dabei sollte man sich ein bisschen besser in der brittischen Literatur auskennen, da Bennett eine Tendenz zum "name dropping" zeigt.

Gefallen haben mir die kleinen Einblicke in den Alltag einer/der Queen, ohne diesen pompös darzustellen. Die Figur der Queen wird als sehr klug und gar nicht so selbstironiefrei beschrieben. Umso erstaunlicher, dass im Laufe der "Wesensänderung" der Queen hin zur Leserin von deren Hofstaat eine sich einschleichende Demenz vermutet wird. Der Autor legt der Queen die zielsicheren Worte in den Mund: "Information ist kurz, bündig und sachlich. Lesen ist ungeordnet, diskursiv und eine ständige Einladung. information schließt ein Thema ab, Lesen eröffnet es."

Die solide geschriebene Geschichte von Bennett lässt die Lesenden mit Witz nicht nur die Queen entdecken, sondern auch das Lesen genauer beschauen. Mehr als eine kleine literarische Ablenkung zwischen durch ist sie jedoch nicht. Von mir gibt es deshalb den imaginären "vierten Stern" für die schönen Illustrationen von Kai Würbs, welche zur Ausgabe der Büchergilde Gutenberg gehören. Leider sind diese ungünstig im Buch angeordnet, sodass mitunter Illustrationen erscheinen, zu denen man die zugehörige Textstelle noch gar nicht gelesen hat. Das hätte man besser machen können.