Rezension

Lahme Fortsetzung

Weil ich Will liebe - Colleen Hoover

Weil ich Will liebe
von Colleen Hoover

Bewertet mit 2.5 Sternen

Will und Layken sind mittlerweile seit gut einem Jahr zusammen und könnten nicht glücklicher sein. Sie beide haben den Tod von Laykens Mutter gut überstanden und kümmern sich hingebungsvoll um ihre Brüder Caulder und Kel.
Als Will an die Uni zurückkehrt, sitzt überraschenderweise seine Exfreundin Vaughn neben ihm in der Vorlesung. Anscheinend tut ihr die damalige Trennung leid, und einer erneuten Beziehung wäre sie nicht abgeneigt. Will blockt natürlich ab, doch in einem kurzen intimen Moment entdeckt Layken sie, und ihrer beider Welt bricht zusammen. Kann Will Layken zurückgewinnen?

Den ersten Teil, Weil ich Layken liebe, habe ich regelrecht verschlungen. Die Geschichte ist ziemlich traurig, gleichzeitig aber so witzig, dass man unweigerlich in den Bann von Layken und Will gezogen wird. Deshalb habe ich mich ganz besonders auf die Fortsetzung gefreut.

In dieser Fortsetzung hat Will die Gelegenheit, zu erzählen. Die Geschichte wird komplett aus seiner Sicht geschildert. Zuerst fand ich das ziemlich spannend, weil man im ersten Teil nicht immer wusste, was Will wirklich gedacht hat. Nach und nach habe ich aber etwas Ernüchterung erfahren, denn seinen Charakter fand ich irgendwie ein bisschen platt bzw. seelenlos. Für mich hatte er keine Ecken und Kanten und war so ziemlich langweilig. Seine Liebe zu Layken ist uneingeschränkt, und irgendwie scheint er sich nur dadurch zu definieren, Ich fand ihn jedenfalls nicht allzu überzeugend.
Mit Beginn des zweiten Teils, wenn Will etwas mehr um Layken bangt, hat er mich stellenweise echt aggressiv gemacht. Er vergisst seine Verpflichtungen und seine Familie und missachtet die Anordnungen von Obrigkeiten. Natürlich macht er sich Sorgen, trotzdem hatte ich ihn vorher anders kennengelernt. Früher hat er seinen kleinen Bruder Caulder immer an vordester Stelle gestellt - jetzt scheint er den Fakt zu ignorieren, dass er überhaupt einen Bruder besitzt.

Aus Wills Sicht ist Layken perfekt - aus meiner nicht so sehr. Ich verstehe ja, dass Layken verletzt ist. Will hat wirklich etwas Mist gebaut. Ich verstehe auch, dass sie an sich selbst zweifelt. Ist sie genug für Will? Braucht er sie nur so sehr, weil die beiden in ähnlichen Situationen sind? Doch ihr Verhalten ist absolut kindisch und hat mich 80% des Buches einfach nur genervt. Sie weigert sich strikt, mit Will zu reden, dreht ihm seine Worte im Mund herum und schleicht sich heimlich ins Haus, um sich Sachen zu holen.

Die beiden stehen häufiger kurz vor dem Punkt der Versöhnung, aber hey, dann wäre das Buch ja schon auf Seite 150 zuende. Also geht es immer hin und her. Einen Schritt nach vorne, zwei zurück. Diese 'Verzögerungstaktiken' gingen mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Der Leser wurde die ganze Zeit nur hingehalten, im ersten Drittel, ob die beiden jetzt das erste Mal miteinander schlafen oder nicht, in den letzten zwei Dritteln, ob sie sich wieder versöhnen. Dabei kam mir die Handlung oftmals einfach sehr konstruiert und deshalb künstlich vor. Ich wurde einfach nicht überzeugt von dem, was da passiert ist (Sattelschlepper ex machina oder so).

Neben Will und Layken haben wir noch Gavin und Eddie, beste Freunde der beiden und ebenfalls ein Paar. Die beiden haben ihre ganz eigenen Probleme, mit denen sie kämpfen müssen, und gerade da hätte ich mir viel mehr Platz für die beiden gewünscht. Die Probleme werden angerissen, aber darüber hinaus passiert nichts. Warum öffnet man ein Fass, ohne es wenigstens ein bisschen auszuschöpfen?
Sherry und ihre Tochter Kiersten sind zwei neue Figuren. Sie sind die neuen Nachbarn und sehr quierlig. Kiersten ist mit Caulder und Kel befreundet und den beiden um so einiges voraus. In der Schule wird sie jedoch von den anderen Jungen geärgert. Aber zum Glück hat sie einige starke Freunde. Mit ihrer etwas exzentrischen Art waren die beiden eine Bereicherung für das Buch und haben den nötigen Witz mitgebracht.

Auch wenn einige Dinge passieren, die anrührend sein und dem Leser die Tränen in die Augen treiben könnten, hat mich nichts wirklich berührt. Ich fand alles, was passiert ist, etwas zu überzogen und unwirklich. Zusätzlich hat mir ein wenig der Humor gefehlt. Auch wenn einige Running Gags übernommen wurden (z.B. das Rückwärtssprechen von Kel und Caulder), hatte ich nicht das Gefühl, etwas Neues zu lesen.

Dies schlug sich auch im Schreibstil wieder. Will hat, sobald sich Laykens Lippen in einem Umkreis von 3km befinden, den unwiderstehlichen Drang, sie zu küssen. Anstatt dies einfach zu tun, muss er immer wieder erwähnen, dass er sie immer küssen will, sobald ihre Lippen in einem Umkreis von 3km sind. Das wurde nach und nach ziemlich lästig - ein bisschen Varianz hätte dabei sicherlich nicht geschadet.

Wenn ich meine gesamte Kritik auf einen Punkt herunterbrechen müsste, dann wäre es die Überzogenheit der gesamten Handlung bzw. des Verhaltens der Figuren. Alles ist etwas too much, sodass mich niemand von sich überzeugen könnte. Es war mir alles etwas zu romantisch, zu kitschig, zu zufällig, als dass ich wirklich hätte mitgerissen werden können. Die Handlung ist recht unrealistisch und lebensfern.
Somit ist dann Weil ich Will liebe auch eine herbe Enttäuschung für mich. Den dritten Teil werde ich nicht mehr lesen und stattdessen Weil ich Layken liebe gut in Erinnerung behalten.