Rezension

Logik? Naja. Aber nett zu lesen.

H.O.M.E. - Das Erwachen - Eva Siegmund

H.O.M.E. - Das Erwachen
von Eva Siegmund

Bewertet mit 3 Sternen

Zusammengefasst: Unfähige Bösewichte, eine kuriose Logik, Längen und Klischees, aber die Idee ist nett. Werde also in Teil zwei sicher mal reinschauen.

Die 17-jährige Zoë wird an der H.O.M.E.-Akademie für eine spezielle Mission ausgebildet. Sie gehört zu den Klügsten ihres Jahrgangs. Kampfsport und Sprachen beherrscht sie aus dem effeff. Dann wacht sie auf und alles ist anders: Sie liegt in einem Krankenhauszimmer. Menschen, die sie nicht kennt, behaupten sie wären ihre Familie und Zoë hätte zwölf Jahre im Koma gelegen. Die Welt ist auch nicht so perfekt, wie Zoe bisher angenommen hat - nach verheerenden Dürren ist Wasser zur Mangelware geworden.

Das Ganze "spielt" in Berlin. Wir erleben das Geschehen nach Zoës Aufwachen aus dem Koma. Ihre Zeit an der Akademie wird nur in Form kleinerer Erinnerungsfetzen eingeflochten. Wir kommen mit Zoë gemeinsam in der kleinen, schimmligen Wohnung ihrer Eltern an, erfahren, dass die Menschen Wasser hamstern, wo immer es möglich ist. Streifen mit ihr gemeinsam durch die Straßen der Hauptstadt, forschen in der Stadtbibliothek und im Krankenhaus - auf der Suche nach der Wahrheit und H.O.M.E.

Die Idee hinter der Geschichte ist nicht bahnbrechend neu. Ich fand sie allerdings interessant und war bis zum Schluss neugierig auf die Auflösung. Schade, dass sich einige Entwicklungen so schwerfällig anbahnen. Alleine 100 Seiten braucht es, bis jemandem (leider nicht mal Zoë selbst) auffällt, das da etwas nicht stimmen kann, wenn ein Mensch angeblich mit fünf Jahren ins Koma fällt und zwölf Jahre später als belesener Erwachsener, der sich u.a. hervorragend mit Sprachen und Wissenschaft auskennt, wieder aufwacht. Eine harte Geduldsprobe für die miträtselnde Leserin.

Ein paar kleinere Kritikpunkte fallen für mich nicht so sehr ins Gewicht. Es ist eine Jugenddystopie, da dürfen die Bösewichte auch mal klischeehaft sein. So nach dem Motto: Reden? Wozu? Besser Knarre ziehen und draufhauen! Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es im nächsten Band leider auch das übliche Love-Triangle… aber da lasse ich mich gerne noch eines Besseren belehren.

Auch beim Worldbuilding fehlt der letzte Anstrich. Bei all der Wassernot: Wie ist es möglich, dass soviele Autos fahren? In der Autoindustrie wird nicht unerheblich viel Wasser verwendet. Warum scheint es weder an Papier, noch Kleidung zu mangeln (ebenfalls hoher Wasserverbrauch in der Produktion)? Der dystopische Blick verrutscht an einigen Stellen, wird nicht konsequent genug gehalten.

Flüssig geschrieben, mit viel Einfühlungsvermögen für ihre Figur Zoë, hat mich Eva Siegmund trotzdem bis zum fiesen Cliffhanger am Ende recht unterhaltsam durch die Seiten geführt – auch wenn Zoë in diesem Auftaktband viel Zeit verbummelt und nur langsam zur Wahrheit vordringt.