Rezension

Märzgefallene - Ein atmosphärisch dichter Kriminalroman rund um Gereon Rath

Märzgefallene - Volker Kutscher

Märzgefallene
von Volker Kutscher

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein atmosphärisch dichter und hervorragend lesbarer, historischer Kriminalroman rund um den Kommissar Gereon Rath!

 

Ich kenne alle vier ersten Bücher und bin jedes Mal wieder begeistert wie geschickt Kutscher historische Entwicklungen und Stimmungen in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts  aufnimmt und mit einer spannenden, klassischen Kriminalgeschichte verknüpft. Dieses ist ihm auch in dem 5. Buch gelungen, welches sich sicherlich auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Bücher lesen lässt. Dann geht dem Leser allerdings das Wissen rund um das Leben der Protagonisten verloren. Da es jedoch immer ein ausführlich beschriebenes Privatleben Gereon Raths gibt, fehlt gewachsenes Hintergrundwissen aus den ersten vier Büchern, das einem das Mitfiebern erschwert, aber nicht unmöglich macht.

Das vorliegende Buch ist sicherlich das düsterste der Reihe. Natürlich ist dieses auch den Geschehnissen im Jahr 1933 mit der Machtergreifung Hitlers geschuldet. Kutscher gelingt es historische Fakten wie den Reichstagsbrand und den wachsenden Hass auf Andersdenkende und Juden sehr lebendig zu beschreiben. So gelingt es ihm, dass der Leser scheinbar eine Ahnung davon bekommt wie der normale Bürger diese politische Situation erlebt und empfunden haben könnte. In der eigentlichen Kriminalgeschichte des Buches schlägt Kutscher geschickt einen Bogen vom ersten Weltkrieg zur neuen, gerade anbrechenden Zeit, und bindet die handelnden Personen in das politische Geschehen ein. So hat Kutscher eigentlich drei Stränge in seinem Buch: die Geschichte rund um die Morde, das politische Geschehen 1933 und seine geplante Hochzeit. Alle Stränge sind miteinander eng verwobenen, selbst seine geplante Hochzeit wird in alle Handlungsstränge eingebettet.

Auffällig ist nur die klare Positionierung der Handelnden: Rath, seine Verlobte und das weitere Umfeld distanzieren sich sehr deutlich  vom Nationalsozialismus, nehmen gar Abstand von vorher guten Bekannten, wenn diese der neuen Politik folgen. Auch die jüdischen Nebenrollen sind durchweg positiv dargestellt. Alle, die dem Gedankengut der Nazis folgen, sind dagegen komplett negativ dargestellt. Es gibt anscheinend nur WEIß oder SCHWARZ – GRAU, sprich ambivalente, unentschiedene Charaktere hat Kutscher vergessen. Trotz dieses kleinen Kritikpunktes bleibt „Märzgefallene“ ein spannendes Buch mit einer dichten Atmosphäre, das einen TOP-Platz in den Bestsellerlisten verdient!