Rezension

Mal amüsanter, mal traurig und nachdenklich stimmender Roman, der alle Höhen und Tiefen eines Familienlebens beschreibt.

Der größte Spaß, den wir je hatten
von Claire Lombardo

Bewertet mit 4 Sternen

Marilyn und David Sorenson sind seit vierzig Jahren verheiratet und Eltern von vier inzwischen erwachsenen Töchtern. Die älteste Wendy hat ihren Mann früh verloren und tröstet sich mit wechselnden Liebschaften und erhöhtem Alkoholkonsum. Die wenig jüngere Violet ist verheiratet, Anwältin, aber vorwiegend Mutter von zwei Kindern. Liza ist schwanger, jedoch aufgrund ihrer Beziehung zu dem depressiven Ryan unsicher, was die Zukunft betrifft. Nesthäkchen Grace fühlt sich ein wenig außen vor und hat Angst, mit ihren Schwestern nicht mithalten zu können. Alle vier Mädchen blicken neiderfüllt auf ihre Eltern, die ihnen eine vorbildhafte Beziehung vorlebten und immer noch so glücklich miteinander sind.
Als Wendy Violets ersten Sohn auftut, den diese ohne das Wissen des Rests der Familie zur Welt gebracht und zur Adoption frei gegeben hatte, wird das Leben der Familie durcheinandergewirbelt.
"Der größte Spaß, den wir je hatten" ist eine epische Familiengeschichte, die in der Gegenwart die Probleme der vier unterschiedlichen Töchter der Familie beschreibt. Kapitelweise wird man als Leser durch Rückblenden zurück in die Vergangenheit versetzt, als sich Marilyn und David Ende der 1970er-Jahre in einander verliebten und sehr schnell ungewollt zwei Töchter unmittelbar nacheinander in die Welt setzten. Fünf Jahre später folgte Liza und weitere zehn Jahre später Wunschkind Grace. Marilyn brach ihr Studium ab und verzichtete der Kinder zuliebe auf eine Karriere, während David als Arzt in einer Klinik arbeiten konnte. Den Mädchen fehlte es an nichts - weder in materieller noch emotionaler Hinsicht.
In chronologischer Abfolge wird deutlich, dass auch Marilyn und David Probleme hatten, überfordert von der Erziehung von vier Töchtern waren und sich dabei zeitweise von einander entfremdeten. Das Familienleben war nicht nur eitel Sonnenschein, auch wenn ihre Töchter dies überwiegend so empfanden.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten aufgrund der Vielzahl der Personen und der schnell aufeinanderfolgenden Perspektivenwechsel habe ich gut in die Geschichte hineingefunden. Sie ist abwechslungsreich und unterhaltsam und wird vor allem von den individuell gezeichneten Charakteren getragen, die alle nicht ganz so durchschaubar sind, wie sie zunächst scheinen. Jede Figur hat ihre Ecken und Kanten und größere oder kleinere Geheimnisse zu verbergen.
Auch wenn der Einzug von Jonah, Violets Sohn der Geschichte einen Aufhänger gibt, dreht sie sich doch um die Sorgen und Probleme aller Protagonisten. Interessant ist zu sehen, wie die Töchter, unabhängig ihres Alters, immer wieder Halt bei ihren starken Eltern suchen und finden.
Es ist ein mal amüsanter, mal traurig oder nachdenklich stimmender Roman, der alle Höhen und Tiefen eines Familienlebens beschreibt und dabei vor allem auf die Beziehung der Eltern zu ihren unterschiedlichen Kindern Bezug nimmt. Der Roman handelt von der andauernden Sorge der Eltern um ihre auch erwachsenen Kinder und vom Streben nach Vorbildern und einer Sehnsucht nach Glück und Erfüllung.
Die Geschichte wirkt dabei authentisch, denn auch wenn nach außen die gut situierte Familie Sorenson mit wohl geratenen Töchtern perfekt erscheint, gab es über die Jahre hinweg auch Dramen und Streit hinter der perfekten Fassade. Kinder kriegen und groß ziehen war nicht immer ein großer Spaß und die Sorgen um sie hören nie auf - ein aus dem Leben gegriffene Erzählung mit Problemen, die es in jeder Familie geben könnte.