Rezension

Mein erster Moyes: Toll!

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht - Jojo Moyes

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Im tristen England der 1930er Jahre sehnt sich die junge Alice nach einem Umbruch in ihrem Leben. Dieser scheint gekommen, als der junge Amerikaner Bennett um ihre Hand anhält. Kurzentschlossen folgt sie ihm und seinem tyrannischen Vater in deren kleines Heimatstädtchen in den Bergen Kentuckys. Doch dort wird ihr klar, dass sie vom Regen lediglich in die Traufe gekommen ist und für ihr Glück selbst kämpfen muss. So heuert sie in der von Frauen betriebenen Packhorse Library an; lernt Land, Leute und sich selbst besser kennen. Es ist eine harte Arbeit, die fordert und verbindet.

Jojo Moyes, die kennt man. Vermutlich jeder hat schonmal einen ihrer Titel irgendwo in einer (Online-) Buchhandlung gesehen. Gelesen hatte ich persönlich noch nichts von ihr. Aber ein ausgereiftes Vorurteil hatte ich intus, nämlich dass Jojo Moyes zu den Schnulzen-Autorinnen à la Groschenroman am Fließband gehört.
Diesen Eindruck muss ich nach meiner ersten Lektüre aus ihrer Hand revidieren. Das Buch ist nicht kitschig. Die Handlung nicht plump vorhersehbar. Die Charaktere sind durchdacht gezeichnet und entwickeln sich nachvollziehbar. Ja, es geht auch um Liebe. Aber eben nur "auch". Es geht um sich emanzipierende Frauen in den 1930ern. Es geht um Freundschaften, um Unabhängigkeit, um Rückschläge, um innere und äußere Stärke sowie einiges mehr, das wegen Spoilergefahr hier nicht verraten werden soll.

Natürlich sind die Themen, die Jojo Moyes verarbeitet hat, größtenteils frauenlastig: Emanzipation der Frau, Frauenfreundschaften, Bücher, Liebe, Pferde. Nichtsdestotrotz hatte das ganze Buch nichts von dem Kitsch, den ich durch diese Zusammenstellung von Mädchen-Highlights befürchtet hatte.

Fazit: Jojo Moyes hat's drauf. Das Buch entpuppte sich als interessant, spannend, unvorhersehbar, wendungsreich, realistisch und gut recherchiert. Keine Schnulze, sondern eine Bereicherung.