Rezension

Mein Tag in Venedig

Nur mit deinen Augen - Valerie Bielen

Nur mit deinen Augen
von Valerie Bielen

Bewertet mit 4 Sternen

~~Rückentext
Alice Breuer glaubt, das große Los gezogen zu haben. Sie ist Au-pair-Mädchen in Venedig. Ein Traum geht in Erfüllung, doch leider hat die Familie Scarpa andere Pläne. Alice soll nicht nur die beiden Kinder hüten, sondern sich um den ganzen Haushalt kümmern. Nur nachts hat sie Zeit, sich die Stadt anzuschauen – und da trifft sie einen geheimnisvollen Mann, der in ihrer Nachbarschaft wohnt. Tobia ist Amerikaner, und er ist blind. Alice verliebt sich in ihn, ohne zu ahnen, auf welches Abenteuer sie sich einlässt.

Nach dem Tod ihrer Mutter bewirbt sie sich spontan auf eine Anzeige als Au-Pair in Venedig. Alles geht sehr schnell und ehe sie sich versieht ist sie auf dem Weg nach Venedig. Doch dort angekommen, fangen die Probleme schon an. Ihre Gasteltern holen sie nicht wie abgemacht am Bahnhof ab. Als sie dann endlich im Haus ihrer Gasteltern angekommen ist, erfährt sie, dass sie neben der Aufsicht für die Kids auch noch die komplette Wohnung sauber halten soll. Das ist nicht das was sie sich von ihrem Aufenthalt in Venedig versprochen hat. Ihr bleibt tagsüber keine Zeit sich die Stadt anzuschauen. Daher beschließt sie irgendwann es nachts zu machen.

„>Tagsüber bin ich zu beschäftigt, um wirklich viel von der Stadt zu sehen, und außerdem<, er würde mich vielleicht nicht verstehen, aber wenn ich schon bei der Wahrheit war, konnte ich auch alles sagen. >Sie werden es vielleicht nicht verstehen, aber nachts ist die Stadt für mich am schönsten.< Meine Stimme zittert leicht. >Es gibt keine Touristen, die vollkommene Ruhe ist atemberaubend und …< Ich stocke. >Sie denken vielleicht, ich spinne, aber nachts habe ich das Gefühl, die Stadt ganz für mich allein zu haben.<“ (Seite 66)

In einer dieser Nächte trifft sie durch Zufall auf einen geheimnisvollen Mann. Sie weicht ihm aus, weil sie zuerst einmal Angst vor ihm hat. Doch dann fragt sie sich warum dieser Mann Nacht für Nacht genauso wie sie in dieser Stadt unterwegs ist. Sie erfährt, das Tobia ihr Nachbar ist. Erst nach und nach schafft sie es mehr von ihm zu erfahren. Und je mehr sie erfährt, desto mehr bringt sie sich in Gefahr, ohne es zu ahnen.

„Ich hasse Menschen. Ich hasse es zu fühlen, wie sie mich anstarren, ich hasse das Mitleid, die barmherzigen Angebote, mir helfen zu wollen. Ich hasse zu wissen, dass jeder ungebildete arme Schlucker mehr vom Leben hat als ich. Ich hasse die ständigen Fragen – wie ich erblindet bin und wie es sich damit lebt.“ (Seite 146)

Ich habe dieses Buch an einem kalten und verregneten Tag verschlungen. Eingekuschelt in eine Decke bin ich abgetaucht in ein wunderschönes Venedig. Die Autorin Valerie Bielen schafft es mit einer sehr bildhaften Sprache mir Venedig in meinen tristen Tag zu bringen. Ich gehe durch wunderschöne Straßen und über Brücken, tanze auf einem Maskenball, der voller leuchtender Farben und tollen Kleidern ist. Erlebe eine Liebesgeschichte, die zu keiner Zeit kitschig ist, sondern in der stetig die Spannung steigt, bis zu einem Ende, das sich vielleicht irgendwann absehen lässt, der Geschichte aber keinen Abbruch tut.

„Eine einzelne Träne rann meine Wange hinab, und der Gedanke stieg in mir auf, dass sich ein Regenbogen wohl so anfühlen musste – glücklicher Sonnenschein auf der einen Seite und trübe Wolken auf der anderen.“ (Seite 165/ 166)

Danke liebe Valerie, dass Du mir einen wundervollen Tag in Venedig ermöglichst hast, ohne dass ich mein Zimmer verlassen musste. ♥