Rezension

Merkwürdiger Roman

A wie B und C - Alexandra Kleeman

A wie B und C
von Alexandra Kleeman

Bewertet mit 4 Sternen

Eine sehr merkwürdige Geschichte, die mir in dieser Art noch nicht untergekommen ist. Den Reigen der  Merkwürdigkeiten eröffnet bereits der Buchtitel, der die Kürzel der drei namenlos bleibenden Protagonisten aufnimmt. Der Plot als solcher ist schnell zusammengefasst, da eigentlich wenig passiert, stattdessen wiederkehrend auf einige bedeutsame Vorfälle eingegangen wird. A ist eine junge Frau mit einer Mitbewohnerin B, die um jeden Preis so aussehen möchte wie A. Ihr Verhältnis erhält einen Knacks, als B ihr Haar abschneidet und es als Zopf geflochten A aushändigt. Jetzt gleicht B noch mehr A und diese vermutet, ihrer Identität beraubt zu werden. A hat ferner einen Freund C, der mit ihr am liebsten Haifisch-Dokumentationen oder Pornos anschaut. Eines Tages sehen A und C im Fernsehen einen Bericht über einen Mann, der sämtliches Kalbfleisch in seinem Supermarkt aufkauft, es in seinem Kühlschrank aufbewahrt, bis dort kein Platz mehr ist und die Schnitzel dann isst. A beschäftigt sich fast besessen mit dieser Geschichte sowie einem von ihr beobachteten Vorfall betreffend ihre Nachbarn, die eines Tages ihr Haus in weißen Bettlaken verlassen, nachdem sie auf die Garage die Worte „Er, der neben mir sitzt, mögen wir essen wie einer“ geschrieben haben. Das Ganze mündet in A’s Beitritt in eine Sekte, deren Mitglieder sich Esser nennen und die Menschen von der Last, einen Körper zu haben, befreien wollen. Von da an nimmt das Buch Züge einer Dystopie an. Zahlreiche weitere Aspekte muten abstrus an: Immer wieder werden Werbesendungen für Kandy Kakes beschrieben, in denen das Maskottchen Kandy Kat die synthetische Süßspeise in den verschiedensten Situationen jagt. Oder da ist die Supermarktkette Wally, deren am meisten nachgefragte Produkte regelmäßig neu in unzugängliche Reihen platziert werden. Auch gibt es das rätselhafte Phänomen „Verschwundene Väter-Syndrom“ und die Reality-Show „Das ist mein Partner“. Auffällig ist, dass durchgängig keine Daten genannt werden, Orte keine Namen erhalten, soziale Medien und das Internet keine Rolle spielen, stattdessen das Fernsehen von enormer Bedeutung ist. Das Buch hat viel Interpretationspotential mit seinen für unsere Zeit typischen Themen wie Konsumverhalten und Körperbilder.

Ein etwas anderes Buch, das sicherlich nicht jedermanns Lesegeschmack treffen wird, aufgrund seiner Grundidee und Umsetzung aber für mich durchaus seine vier Sterne verdient.