Rezension

Mit ganzer Seele und aus voller Kehle...

Soul Screamers 1: Mit ganzer Seele - Rachel Vincent

Soul Screamers 1: Mit ganzer Seele
von Rachel Vincent

Kaylee Cavanaugh hat ein kleines Problem: manchmal kann sie einfach nicht aufhören, zu schreien. Das hat sie schon einmal in die Klinik gebracht - in die Abteilung, wo man die Schuhe abgenommen bekommt, damit man sich nicht mit den Schnürsenkeln aufhängen kann. Das war eine traumatische Erfahrung, die sie verständlicherweise nicht noch einmal durchleben will!

Warum schreit sie dann überhaupt? Weil sie manchmal dunkle Schatten sieht, die Menschen am helllichten Tag umhüllen... Und Kaylee ist überzeugt, dass diese Menschen dann sehr, sehr bald sterben müssen. Früher fiel es ihr nicht so schwer, sich davon zu überzeugen, dass das alles Quatsch und reine Einbildung ist - aber nun ist ein Mädchen, wegen dem sie einen ihrer "Panikanfälle" bekommen hat, tatsächlich tot umgefallen.

Kaylee ist also nicht verrückt - sie kann den Tod vorhersagen. Vielleicht wäre sie dann doch lieber verrückt, schließlich sterben die Mädchen auf einmal eine nach der anderen...

Pro:

Ich mochte Kaylee sehr und habe mit ihr mitgefiebert ob ihrer misslichen Lage - als Teenager kommt einem das Leben schon hart genug vor, da braucht man nicht auch noch den Stress, mehr als ein Mensch zu sein! Alles in Allem fand ich, dass sie die Probleme und Komplikationen in diesem Buch bewundernswert gemeistert hat; sie kam mir vor wie eine kluge, starke junge Frau. Die Autorin schafft mit dieser Hauptfigur die schwierige Balance zwischen zu perfekt und zu 08/15.
Kaylees Freund Nash war mir auch sehr sympathisch, und ich fand es interessant und erfrischend, mal ein Fantasy-Buch für junge Erwachsene zu lesen, in dem das Mädchen die größere "Macht" hat! Es war auch eine willkommene Abwechslung, einen Roman zu lesen, in dem es um mythologische Wesen geht, die noch nicht in zig-Millionen Büchern vorkommen. (Ich mag Vampire, aber Abwechslung ist auch nett!)
Außerdem ungewöhnlich fand ich, dass Kaylees Gabe (erst mal) mehr Fluch als Gabe ist... Das stellt sie als Heldin vor ungeahnte Probleme.

Die Nebenfiguren waren allesamt überzeugend und "echt": von ihrer zickigen, verwöhnten Kusine bis zu ihrer loyalen, (etwas zu) selbstbewussten besten Freundin. Mein Lieblingscharakter ist allerdings Tod, der wenig furchterregende Sensenmann. Wer hätte gedacht, wie bürokratisch und staubtrocken das Leben nach dem Tod sein kann?

Der "Bösewicht" hinter der ganzen Geschichte hat mich völlig überrascht - rückblinkend kann ich die Hinweise sehen, die ich überlesen habe, weil ich sie anders gedeutet habe... Ich mag es, wenn ein Buch das überzeugend hinkriegt!

Mir gefiel auch, dass im Mittelpunkt der Story ein richtig spannendes Rätsel steht, nicht nur die aufblühende junge Romanze!

Kontra:

Trotz der originellen Ideen und der ungewöhnlichen mythologischen Wesen, die diesen Roman bevölkern, kommt doch nicht viel Tiefgang auf - aber um ehrlich zu sein erwarte ich das auch gar nicht notwendigerweise von diesem Genre! ;)

Kaylee und Nash verlieben sich sehr hoppla-hopp. Aber vielleicht ist das gar nicht so unrealistisch: es muss eine große Erleichterung sein, Jemanden zu finden, vor dem man sich nicht verstellen muss und der einen versteht und unterstützt. Und ich rechne es Nash hoch an, dass er kein kontrollsüchtiger Stalker oder "sexy" Macho ist... (Das habe ich jetzt schon zu oft gelesen!)
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass mir der Roman supergut gefallen hat und ich mir schon (auf Englisch) den Rest der Serie gekauft habe!

Der Roman ist für dich vielleicht das Richtige, wenn du:
* Liebesgeschichten mit übernatürlichen Wesen magst
* du dich für (modern interpretierte) Mythologie interessierst oder
* einfach nur was suchst, was gut zu lesen ist und Spaß bringt.