Rezension

Mit viel Augenzwinkern und jeder Menge Überraschungen

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« - Martin Schörle

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
von Martin Schörle

Bewertet mit 5 Sternen

Verwaltungsbeamter Hans Fredenbek ist Vollblutbeamter, so sehr, dass er Vorträge halten kann über die Qualität von Radiergummis (und deren Positionierung auf dem Schreibtisch). Er lässt uns an tiefschürfenden Gedanken teilnehmen zum Büroleben und lädt uns so ein in seine enge Welt der Verwaltung. - In ihrer Schulzeit hatten Carsten und Marina eine Liebesbeziehung. Nun ist Carsten einer der Planer für das Zwanzigjährige Klassentreffen. Sein Anruf bei Marina weckt Erinnerungen an die gemeinsame Zeit…

 

Der Autor Martin Schörle hat beide Theaterstücke in einem Buch zusammengefasst. Die Stücke sind sehr unterschiedlich; während Hans Fredenbreks Ausführungen zu einem kabarettesken Monolog ausartet, finden die Geschehnisse zum Klassentreffen in einem Dialog mit eingeschobenen Zwischenszenen statt.

 

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

 

Fredenbeks Ausführungen sind teilweise recht humorvoll, allerdings werden sie immer verworrener. Der Leser kann nie so recht vorhersehen, in welche Richtung Fredenbeks Monolog führen soll - Überraschungen inklusive! Des öfteren konnte ich lauthals loslachen bei diesen Ausführungen. Manche Passagen sind dabei etwas skurril, so dass ich den Gedankengängen nicht immer folgen konnte. Das Ende allerdings wiegt auch die schwierigste Passage auf, diese Wendung ist bestens gelungen. Ganz nebenbei und mit ganz viel Augenzwinkern spielt der Autor mit sämtlichen Vorurteilen, die Beamten entgegenschlagen...

 

Einladung zum Klassentreffen

 

Der Dialog zwischen Carsten und Marina beginnt recht nichtssagend, nach und nach allerdings erfährt der Leser immer mehr über die Intensität der verflossenen Beziehung zwischen den beiden. Grinsen musste ich bei der Vorstellung, dass hier Theater im Theater geboten wird, denn Marina ist auf dem Heimweg, und ihr Telefonat mit Carsten findet interessierte Zuhörer bei den Mitreisenden. Hier zeigt sich der verschmitzte Humor des Autoren, der noch einige weitere solcher überraschenden und skurrilen, aber auch äußerst emotionalen Szenen einbaut.

 

Beide Stücke kann ich mir gut im Theater vorstellen, so unterschiedlich sie auch sind. Während das erste Stück mit der Figur des Hans Fredenbek steht und fällt, verteilen sich die überraschenden Momente beim Klassentreffen auf mehrere Figuren. So erhalten beide Stücke ihren ganz eigenen Reiz, und es ist nicht verwunderlich, dass sie bereits zu Gewinnern in Wettbewerben gekürt wurden. Ich vergebe sehr gerne alle 5 möglichen Sterne.