Rezension

Mördersuche war etwas langweilig

Das Mörderarchiv -

Das Mörderarchiv
von Kristen Perrin

Bewertet mit 4 Sternen

Starke Motive mit schwächelnden Charakteren

Wer sucht schon seinen eigenen zukünftigen Mörder? Na klar, eine verrückte alte englische Dame, die dazu auch noch sehr reich ist. Frances Gravesdown wurde in ihrer Jugend geweissagt, dass eines Tages ermordet werden wird. Dies führte unteranderem dazu, dass sie ihr ganzes Leben damit verbrachte ihren zukünftigen Mörder finden zu wollen. Ihr Leben lang sammelte sie mögliche Tatverdächtige und Motive.  Annie hat ihre skurrile Großtante Frances noch nie persönlich kennengelernt. Umso verwunderlicher, dass ausgerechnet Annie in Frances Testament mit aufgenommen werden sollte. Am Tag des ersten Treffens scheint sich die Weissagung zu erfüllen und Frances wird ermordet. Mit ihrem letzten Willen verfügte sie, dass unteranderem Annie den Fall lösen muss, um an das Erbe zu gelangen. Annie scheint im Nachteil zu sein, da ihr im Vergleich zu ihren Mitstreitern, das nötige Hintergrundwissen fehlt. Meist gibt es 4 klassische Tatmotive für einen Mord. Habgier, Rache, Leidenschaft oder Rache. In diesem Fall mangelt es außerdem nicht an Verdächtigen, da wirklich jeder in ihrem Umfeld einen mehr oder weniger guten  Grund hatte, Frances nach dem Leben zu trachten. Annie steht ein kniffliges Unterfangen bevor, bei dem es die Ereignisse aus Vergangenheit und Zukunft miteinander in Verbindung zu setzten, gilt. Denn, wenn sie den Mörder ihrer Tante Frances finden will, muss sie nicht nur die Weissagung entschlüsseln, sondern auch ein Jahrzehnte zurückliegendes Verbrechen aufklären. Durch Frances Mörderarchiv hat sie zwar alle möglichen Puzzelteile, doch diese richtig zu kombinieren, erweist sich als äußerst kompliziert. War es doch selbst Frances nicht möglich 60 Jahre lang des Rätsels Lösung zu finden.
Die Grundidee hat mich von Anfang an begeistert und erinnerte mich inhaltlich an die alten Agatha Christie Filme mit ihrem morbiden englischen Charme. Die Geschichte brauchte eine Weile, um in Fahrt zu kommen und überraschte dann mit einigen Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Die Umgebung wurde sehr ausführlich und bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles vorstellen konnte. Die Motive jedes einzelnen waren für mich schlüssig, nachvollziehbar und gut kombiniert. Die Brotkrumen waren erstaunlich gut gestreut. Mit dem tatsächlichen Täter habe ich so nicht gerechnet, da die Hinweise mich auf eine falsche Fährte führten. Mit den Charakteren hatte ich dagegen so meine Schwierigkeiten. Typisch für die Art Story ist, die große Anzahl an handelnden Personen. Und ja, quasi das ganze Dorf scheint involviert zu sein. Genau aus diesem Grund musste ich immer wieder innehalten, um im Kopf die entsprechenden Beziehungen noch ein Mal nachzuvollziehen. Außerdem fehlte es mir Tiefe bei den Charakteren, deren Dialoge etwas flach waren. Viele wirkten teils blass und langweilig. Eine Person war sogar so nichtssagend, sodass ich beim besten Willen nicht mehr wusste in welcher Beziehung sie zum Gesamten stand. Auch mit der Hauptperson Annie wurde ich nicht ganz warm. Sie wirkte auf mich noch sehr unreif und naiv. Frances war mir von allen am sympathischsten, auch wenn ich nicht ganz verstand, warum sie so an ihrer toxischen Freundin Emily hing. Ohne das Tagebuch von Frances wäre Annie wahrscheinlich nie auf den wahren Täter gekommen. Sprachlich gefielen mir die Tagebucheinträge besser, als die Darstellung der Gegenwart. Die Charaktere hatten dort mehr Tiefe und es herrschte eine ganz eigene düstere Dynamik und Stimmung.
Trotz einiger Kritikpunkte habe ich mich gut unterhalten gefühlt, da nichts wirklich vorhersehbar war.
Ein Cozy-Crime Roman für alle die Aghatha Christie und Cluedo mögen und auch mit schwächelden Charakteren leben können.