Rezension

Neue Reihe: Kant und sein Team ermitteln

Kant und der sechste Winter -

Kant und der sechste Winter
von Marcel Häussler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nicht Spannung und spektakuläre Ereignisse stehen im Zentrum, sondern die Ermittlungsarbeit der Polizei. Gut konstruierter Auftakt zu einer neuen Krimireihe.

Ausgerechnet am Weihnachtsabend, den Kant mit seiner 16-jährigen Tochter Frida verbringen wollte, die erst vor kurzem zu ihm gezogen ist, wird er angerufen: ein Autounfall mit Todesfolge und Unfallflucht. Doch es gibt eine Zeugin, und die will beobachtet haben, wie der Autofahrer ausstieg und sein Opfer würgte.

Autor Marcel Häußler liefert einen gelungenen Start in die Reihe um den Münchner Kriminalkommissar Kant. Ruhig und besonnen stellt sich nicht nur sein Protagonist dar, sondern entwickelt sich der ganze Roman. In kurzen Kapiteln wechseln oft die Erzählperspektiven, so dass die mühsame und kleinschrittige Ermittlungsarbeit ebenso verfolgt werden kann wie das Handeln des Täters oder anderer Personen. Das ist zunächst nicht besonders spektakulär, aber überaus interessant und bietet die Möglichkeit, das Polizeiteam kennen zu lernen. Zum Beispiel Klaus Weber, der seit einem Schicksalsschlag ein Alkoholproblem hat, Rademacher, der viel Zeit in Nahrungszufuhr investiert, die korrekte und bescheidene Lammers und natürlich den jungen, agilen Ben Dörfler, dem Vorschriften nicht immer heilig sind.

Die Spur führt die Kripo in den kleinen Ort Schelfing, wo es gilt, sich durch ein Dickicht an familiären und politischen Verflechtungen hindurchzufinden, die einen fruchtbaren Nährboden für allerlei Konflikte bilden. Nach einigen Rückschlägen kristallisiert sich heraus, dass die Ursache der aktuellen Geschehnisse weit in die Vergangenheit zurückreicht. Immer wieder finden sich Puzzleteilchen, die darauf warten, sich zu einem großen Ganzen zusammen zu fügen.

Dann irgendwann wird es doch noch spannend, unversehens, beinahe hat man damit schon gar nicht mehr gerechnet. Ein fesselndes Finale rundet diesen Krimi ab, der zudem durch tolle Dialoge (hier spürt man den Drehbuchautor), leichte Ironie und eine gute Konstruktion überzeugen kann.