Rezension

Potztausend und Hossadidum

Tilla, Zwieback und der verrückte Eisenbahnwaggon 01
von Patricia Schröder

Bewertet mit 3 Sternen

Die zehnjährige Tilla ist ein ganz besonderes Mädchen und damit passt sie bestens in die Riege von Clown Ferdinand und Pippi Langstrumpf. Nicht minder besonders ist ihre chaotische Familie. Leider hängt derzeit bei den Pupillas der Haussegen schief. Die Eltern streiten sich oft. Tilla hält es nicht mehr aus und begibt sich mit ihrem Kinderzimmer, einem ebenso besonderen Eisenbahnwaggon, ausgestattet mit den verrücktesten Utensilien, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, auf eine abenteuerliche Reise, um einen natürlich gleichfalls besonderen Ort zu suchen – einen Platz, nur für Kinder, ganz ohne Erwachsene. Trotz der nicht vergehenden Sehnsucht nach ihren Eltern und nach ihrem richtigen Zuhause hält sie an ihrem Plan fest. Unvorhersehbare Zwischenfälle, viele lustige Ideen und witzige Begegnungen warten auf die kleine Unruhestifterin und ihren besten Freund Zwieback, einer Riesenfledermaus. Schwungvoll und phantastisch unterhaltend werden die jungen Leser in die vielversprechende Handlung eingeführt. Enthusiastisch, wie Tilla eben ist, steckt sie damit alle Kinder an, die ihr begegnen. Stets ist sie zur Stelle, wenn Kinder ihre Hilfe brauchen. Die jungen Leser werden sie lieben, Erwachsene sie „fürchten“. Aufgrund der manchmal etwas sprunghaften Handlung ist etwas Konzentration beim Lesen angesagt. Jede Reise geht einmal zu Ende, doch auf der Welt gibt es noch so viel zu tun. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis Tilla zu einem neuen Abenteuer aufbricht. Die begleitenden Illustrationen in schwarz-weiß sind nicht ganz so bezaubernd wie die bunte Cover-Zeichnung. Die unterschwellige Botschaft – Familie ist das wichtigste im Leben und die gelebte Liebe zueinander – trägt die Handlung. Die Vorwarnung, dass es sich bei der Lektüre um eine reine Lügengeschichte handelt, hätte man vielleicht weglassen sollen. Dieses Vorwissen setzt den Träumen und Phantasien der Kinder Grenzen und könnte etwas demotivierend wirken. Warum sollen Kinder denn nicht an kleine Wunder glauben und sie sich für sich selbst herbeiwünschen? Vielleicht ist die Geschichte ja doch wahr.