Rezension

Reicht nicht an den ersten Teil heran!

Ashes - Tödliche Schatten - Ilsa J. Bick

Ashes - Tödliche Schatten
von Ilsa J. Bick

Bewertet mit 4 Sternen

Ihr ist es gelungen, aus Rule zu fliehen und ihre Verfolger abzuschütteln. Allerdings ist sie noch nicht in Sicherheit. Denn hier draußen in der Wildnis erfährt sie das wirklich dunkle Geheimnis der Stadt, die sie hinter sich gelassen hat.

 

Alex hat es geschafft, aus ihrer Gefangenschaft zu entkommen, doch schon erwartet sie das Grauen: Kaum in Freiheit gerät sie in einen Hinterhalt der Veränderten und wird von ihnen schnell überwältigt. Aber anstatt sie zu töten oder bei lebendigem Leib aufzuessen, verschleppen sie sie. Das hat sie scheinbar lediglich dem ominösen Wolf zu verdanken. Was hat er bloß mit ihr vor?
Derweil kämpfen die übrigen Jugendlichen ebenfalls um ihr Überleben. Sowohl Chris und Lena als auch Peter geraten immer mehr in Bedrängnis undurchsichtiger Gruppen und deren geheimer Interessen.
Und eine altbekannte Figur taucht unerwartet wieder auf und bringt Licht in ihr mysteriöses, ungeklärtes Verschwinden.

 

 

Nach dem fiesen Cliffhanger des ersten Bandes musste ich mir natürlich gleich den zweiten holen, kam allerdings ewig nicht dazu, es anzufangen und mehr als die ersten Seiten zu lesen. Die Geschichte hat mich trotzdem wieder mitgerissen, selbst wenn sie mich nicht so begeistern konnte wie der Vorgänger.
Das lag auch mit an den Figuren, wie ich leider feststellen musste. Versteht mich nicht falsch: Sie haben sich nicht etwa grundlegend verändert, sodass man sie kaum wiedererkennt. Und hassen habe ich sie auch nicht gelernt. Der Autorin gelingt es immer noch, sie lebendig und nachvollziehbar zu gestalten und sie sich zudem realistisch weiterentwickeln zu lassen. Aber dabei würfelt sie so viele verschiedene Perspektiven durcheinander, dass man sich erst daran gewöhnen muss. Normalerweise liebe ich es ja, wenn man eine Story aus mehreren Augen betrachtet und nicht nur aus denjenigen der Hauptperson. Doch hier habe ich mich bei so einigen Abschnitten gefragt, ob sie überhaupt nötig sind, da sie kaum oder gar nichts zum eigentlichen Plot beitragen. Vielleicht wird ihre Wichtigkeit in den Folgebänden deutlich, in Tödliche Schatten allerdings wirken sie auf mich eher wie Lückenfüller, um die Spannung künstlich zu erhöhen.

 

Der Schreibstil ist vergleichbar mit demjenigen des ersten Bands: Mitreißend, flüssig zu lesen und sehr atmosphärisch. Ich würde sogar behaupten, dass er einen noch mehr mitnimmt und wesentlich eindringlicher ist. Die Stimmung ist viel düsterer als im Vorgänger, viel brutaler und unheimlicher. Gewalt spielt eine nicht unerhebliche Rolle in dem Roman und wird ausgiebig geschildert und ausgelebt. Alle, die darauf etwas empfindlich reagieren, sollten sich davon nicht abschrecken lassen, aber vorher gewarnt sein. Ilsa J. Bicks Welt nach der großen Umwälzung ist keine schöne und dennoch nicht einfach barbarisch stumpfsinnig. Es werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, was die Verstrickungen im Hintergrund betrifft, und dadurch wird der Leser regelrecht an die Seiten gefesselt.
Was mir erheblich aufgefallen ist, sind die militärischen Anspielungen, die sich im Vergleich zum ersten Teil noch mehr häufen. In den USA meiner Ansicht nach nichts Ungewöhnliches. Allerdings überrascht mich in dem Zusammenhang, dass niemand mehr nach der Ursache der Katastrophe sucht, sondern sie einfach als gegeben hinnimmt. DAS ist eine DER Ungewissheiten, die ich gerne in den letzten beiden Büchern geklärt hätte.

 

 

Tödliche Schatten ist eine mitreißende und verdammt spannende Fortsetzung des ersten Teils von Ilsa J. Bick. Die Figuren werden nachvollziehbar weiterentwickelt und entdecken immer neue Schwächen und Stärken an sich. Passend dazu bietet der Roman rasante Action gepaart mit vielen Geheimnissen und ungeklärten Fragen, die einen kaum zur Ruhe kommen lassen.
Einzig und allein die unzähligen Perspektivenwechsel, deren Bedeutung für den Gesamtplot sich einem nicht immer erschließt, erschweren einem die Lektüre.
Wer Brennendes Herz mochte, ein Faible für dramatische Endzeitszenarien hat und zudem gerne gesellschaftskritische Literatur liest, der sollte sich die Ashes-Reihe unbedingt einmal genauer ansehen! Man sollte allerdings den ersten Band bereits kennen, bevor man zu diesem Buch greift!