Rezension

Schöner Roman!

Die Freundinnen vom Strandbad -

Die Freundinnen vom Strandbad
von Julie Heiland

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung

Ost-Berlin 1961

Früher konnte die Jugendfreundinnen Betty, Martha und Clara nichts trennen. Doch mittlerweile ist Clara nach West-Berlin geflohen und die Mauer macht es unmöglich, dass die Mädels weiterhin ihre Freizeit  im Strandbad Müggelsee verbringen. Abgesehen davon läuft nicht immer alles rund im Leben der Freundinnen. Betty erkennt bald das wahre Gesicht ihres Ehemanns und versucht erfolglos, als Schauspielerin Fuß zu fassen. Das bemerkt die Stasi und sie wird gezwungen, Martha auszuspionieren, denn diese rebelliert gegen die Regierung. Und obwohl die drei Freundinnen so vieles trennt, bleiben sie sich doch im Herzen verbunden. Aber werden sie eines Tages auch wieder zueinanderfinden?

 

Meinung

Ich schätze Julie Heiland sehr als Autorin, alle Bücher, die ich bisher von ihr gelesen haben, konnten überzeugen, sie beherbergen eine tolle Sprache und eine sehr gelungene Recherche. Und genau das war auch beim ersten Band der Strandbad-Saga der Fall, ich habe die Geschichte durchgesuchtet und für mich gehört es zu meinen Jahreshighlights. Deswegen musste ich auch unbedingt den zweiten Teil lesen, den ich mir bei Vorablesen für Punkte eingelöst habe, daher ein herzliches Dankeschön an Vorablesen und den Ullstein Verlag!

 

Die Geschichte beginnt so ziemlich da, wo sie aufgehört hat, es gibt einen recht nahtlosen Übergang, der es mir sehr leicht gemacht hat, wieder in die Handlung reinzufinden. Auf Anhieb waren mir die Figuren vertraut, ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen und mir standen die Ereignisse aus Band eins noch sehr lebendig vor Augen.

 

Schon nach den ersten paar Seiten hat mich die Sprache sehr in ihren Bann gezogen. Ohne Probleme konnte ich mich auf die Geschichte konzentrieren, es hat Spaß gemacht, die Figuren wiederzusehen und zu beobachten, wie sich die Zeit verändert und welche Entwicklungen auf charakterlicher Ebene stattfinden.

Es gibt wieder ganz tolle Zeichnungen jeglicher Szenen, ich hatte von vielen Momenten farbenfrohe Bilder vor Augen gehabt und ich mag es, wie die Sprache es wieder schafft, die Handlungszeit lebendig werden zu lassen. Ich mag es sehr, wie die politische Situationen, aber auch was das für die einzelnen Bürger bedeutet, herausgearbeitet wird.

 

Auch diesmal haben mir die Handlungsorte wieder sehr gefallen. Sie sind abwechslungsreich gestaltet und wirken auf mich sehr lebendig. Außerdem mag ich es, wie viele Orte aus dem ersten Teil wieder auftauchen. Daher entstand ein schöner Wiedererkennungsfaktor und die Wohnungen und Häuser wirkten sofort vertraut.

Und wieder haben einige Handlungsorte Stimmungen zugeordnet bekommen, wenngleich ich finde, dass dies nicht mehr so stark ausfällt, wie noch im ersten Band. Vor allem bei dem Strandbad ist mir stets eine tolle Atmosphäre aufgefallen, besonders interessant empfand ich es hierbei, wie sie sich im Gegensatz zum Auftakt der Saga verändert hat und so auch ein bisschen die Entwicklung der Protagonisten zeigt.

 

Es war echt schön, die drei Mädels wiederzusehen und zu schauen, wie sie sich entwickeln und in welche Richtung ihr Lebensweg geht. Dabei wurde ich öfter mal überrascht, gerade bei Clara ist eine Entwicklung zu sehen, mit der ich absolut nicht gerechnet hätte. Sie hat die krasseste Reifung hingelegt und ich finde es fast ein bisschen schade, wie wenig sie am Ende noch von der Clara aus dem ersten Band in sich hatte.

 

Für mich war der erste Teil der Reihe ein absolutes Highlight. Ich habe jede Seite genossen und absolut nichts an der Geschichte auszusetzen. Sie ist komplett rund und stimmig und daher habe ich sehr gehofft, dass mich auch der zweite Band so begeistern kann. Und es liegt ein schönes Buch vor, das für mich aber leider nicht so stark ist wie der Auftakt.

Ich finde, dass sich die Geschichte über einen zu langen Zeitraum zieht. Nicht immer war mir präsent, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt. Ein wenig habe ich den Überblick verloren und ich bin der Meinung, dass ein dritter Band sich durchaus gelohnt hätte. Dann wären nicht so viele Jahre in einem Roman behandelt worden und so wäre auch noch mehr Platz für die Gedanken und Gefühle der Protagonisten gewesen. Denn das hat mir ein wenig gefehlt. Ich finde, dass im Auftaktband deutlicher in die Tiefe gegangen wird und die einzelnen Charaktere viel stärker herausgearbeitet sind. Diesmal war es nur am Anfang der Fall, mit fortschreitender Handlung wird der Fokus davon weggelenkt, was ich schade finde.

 

Fazit

Ich finde, dass eine gute und sehr interessante Fortsetzung vorliegt, die für meinen Geschmack aber leider nicht so stark ist wie der Auftaktband. Mir ist es zwar leicht gefallen, mich wieder auf die Ereignisse einzulassen und die Protagonisten fühlten sich direkt vertraut an. Aber die Geschichte hat mich leider nicht so mitgerissen, wie es bei Band eins der Fall war. Mir hat diesmal eine Tiefe im Roman und bei der Darstellung der drei Mädels gefehlt, die nicht so ausführlich herausgearbeitet war, wie beim ersten Teil. Nichtsdestotrotz eine sehr gute Geschichte, ich finde, dass es sehr lohnenswert ist, die Reihe zu lesen!