Rezension

Schreckliche Erfahrungen, aber als Leser fand ichs eher durchscnittlich

3096 Tage - Natascha Kampusch

3096 Tage
von Natascha Kampusch

Bewertet mit 3 Sternen

Meinung:
Eigentlich sprechen mich Biografien eher selten an, aber hier war das anders. Natascha Kampusch ist 1988 geboren, genau wie ich. Ihre Entführung habe ich nicht mitbekommen, aber ihre Flucht und die Wellen die das alles geschlagen hat durchaus. Es hat mich hier einfach angesprochen zu lesen, wie es einem Mädchen in meinem Alter ergangen ist, das einfach so viel mehr Pech gehabt hat.  Und welche Glanzleistung es war, diese Zeit zu überstehen und nach über 8 langen Jahren die Flucht zu schaffen.

Der Einstieg ins Buch bietet eine Beschreibung ihrer Kindheit vor der Entführung und ihrer familiären Gegebenheiten und man muss schon sagen, dass ihre Familie dabei nicht gut weg kommt. Man kann nicht beurteilen, ob es wirklich so war, aber der Tonus ist auch da definitiv schon negativ besetzt. 

Der Großteil der Geschichte beschäftigt sich aber durchaus mit ihrer Entführung und den vielen Jahren in der Gefangenschaft. Sie beschreibt alles sehr ausführlich, manche Gegebenheiten auch sehr anschaulich und plastisch, aber doch auch sehr nüchtern und fast emotionslos. Teilweise ist die Erzählweise auch ziemlich sprunghaft, sodass sie erst von einem Erlebnis erzählt, bei dem sie schon älter war, bevor dann wieder etwas von vorher kommt. 

Dabei wird natürlich deutlich, wie schlimm und unvorstellbar es war, was sie dort erleben musste, und auch die Tatsache, dass der Täter nicht nur ein Monster für sie war, sondern er sich in den Jahren trotz der Gräueltaten zu ihrer einzigen Bezugsperson entwickelt hat, ist gut beschrieben und logisch nachvollziehbar. Aber wirklich nachfühlen konnte ich es aufgrund der nüchternen Erzählweise leider eher selten. 

Ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht leicht ist, sich an diese Zeit zu erinnern und es für sie wichtig war, diese Sachen nüchtern zu erzählen, damit sie damit abschließen konnte. Aber mir als Leser hat dabei definitiv doch die persönliche Verbindung gefehlt.

Gut finde ich es auch, dass sie im Epilog auch noch auf die kritischen Stimmen eingeht, denen sie sich stellen musste und ich bewundere auch ihren Mut, dass sie sich den ganzen Sachen gestellt und ihren Namen behalten. Dabei fand ich schon auch echt sehr krass, was sie da noch zusätzlich zu ihrem Trauma ertragen musste. Ich hoffe für sie, dass es geholfen hat, alles zu verarbeiten.

Fazit:
Eine eher nüchterne Darstellung einer leider wahren und sehr tragischen Geschichte. Interessant zum Lesen und für sie auch wichtig, um damit abzuschließen, aber mir persönlich hat definitiv ein richtiger Bezug zum Buch und das Nachfühlen gefehlt. Insgesamt gibt’s deshalb durchschnittliche 3 Sterne.