Rezension

Sehr interessant, aber am Ende überfrachtet und deprimierend

Firekeeper's Daughter
von Angeline Boulley

Bewertet mit 3 Sternen

Triggerwarnung: Drogenkonsum, Selbstmord, Mord, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung!

 

 

Daunis lebt in zwei Welten, der Weißen-Welt ihrer Mutter, für die sie zu native aussieht und denkt und überhaupt und die Native-Welt ihres verstorbenen Vaters, für die sie zu hellhäutig ist und auch nicht wirklich dazugehört. Jetzt, nach dem Schulabschluss stünde Daunis Träumen nichts im Weg. Doch sie schafft es nicht, ihre Mutter zu verlassen, die den Tod ihres Bruders, Daunis Onkels, bis heute nicht verwunden hat und jetzt auch noch ihre Mutter versorgt, die nach einem Schlaganfall im Heim lebt. Also bleibt sie und das könnte der größte Fehler ihres Lebens sein. Denn Daunis beobachtet einen Mord und wird überredet, für das FBI als Informantin tätig zu werden. Und dann wäre da auch noch Jamie, der irgendetwas in ihr anspricht, aber sie zieht Jungs-Lügen magisch an und weiß nicht, ob sie ihren Gefühlen überhaupt noch trauen kann.

Bald muss Daunis erkennen, dass ihre Gemeinschaft nicht so ist, wie sie es ihr Leben lang glaubte. Was wird davon noch übrig sein, wenn das FBI wieder verschwindet?

 

 

Es dauert am Anfang, bis man sich in Daunis Welt eingefühlt hat. Das liegt zum einen daran, dass viele Worte in ihrer Sprache vorkommen, die zwar hinten im Glossar erklärt werden, aber es macht einfach keinen Spaß alle paar Sätze etwas nachzuschlagen. Ich hätte Fußnoten hier besser gefunden. Zum anderen liegt es auch am Aufbau des Buches. Es fängt sehr langsam an, man bekommt viel Kultur und Hintergrundwissen vermittelt und lernt ganz langsam ein paar der Charaktere kennen. Dann nimmt das Buch aber irgendwann Fahrt auf und man wird angefixt. Man leidet mit Daunis und möchte einfach nur ein Happy End für sie.

 

Daunis ist in beiden Welten verwurzelt, fühlt sich aber mehr als Stammesangehörige, denn als Weiße. Doch ein richtiges Mitglied ist sie nicht, weil ihr Vater damals nicht auf ihrer Geburtsurkunde eingetragen wurde. Sie gehört nicht vollständig dazu und das macht ihr zu schaffen. Gleichzeitig engagiert sie sich aber in ihrem Stamm, gerade für die ältesten Mitglieder, denen sie sehr nahesteht.

 

Als die Katastrophe passiert, muss sich Daunis entscheiden, aber eine richtige Entscheidung ist das eigentlich nicht. Im Prinzip wird ihr keine Wahl gelassen. Sie wird manipuliert und ihr Ehrgefühl lässt ihr keinen anderen Ausweg, als für das FBI zu arbeiten.

 

Daunis trägt noch einiges mit sich herum, ihre Vorgeschichte mit ihrem Vater, allgemein ihren Eltern, ihrer Rolle in der Gemeinschaft und dem Thema Jungs. Sie traut Jungs nicht mehr, aber am allerwenigsten ihrem Gefühl.

 

 

Fazit: Mir hat nach ein paar Anlaufschwierigkeiten das Buch bis kurz vor Schluss richtig gut gefallen, dann aber wurde es mir zu deprimierend. Es war einfach zu viel. Das fing mit dem Übergriff an, der leider nicht in einer Triggerwarnung benannt wurde und daher vollkommen aus dem Nichts kam, obwohl man schon eine Weile ein ungutes Gefühl hatte, aber ich finde so etwas MUSS in einer Triggerwarnung benannt werden! Ob man die dann lesen will, ist dem Leser überlassen, aber gewarnt werden muss bei einem Thema wie diesem auf jeden Fall!

Das Buch wurde wirklich sehr, sehr spannend, aber mir war es am Ende dann zu dramatisch und deprimierend. Ich hätte mir da einfach etwas anderes gewünscht. Ich kann verstehen, warum es so enden soll und die Message dahinter, aber trotzdem, mich hat das einfach nur frustriert. Ich fand das einfach so schade.

 

Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Es war interessant in diese fremde Kultur einzutauchen, aber gegen Ende war das Buch zu überfrachtet.