Rezension

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Sehr schön erzählte Familiengeschichte – Irrungen, Wirrungen des Lebens

Wintergäste - Sybil Volks

Wintergäste
von Sybil Volks

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Nachricht von Inge Boysens Tod war ein Fehlalarm. Doch da haben sich Kinder und Kindeskinder bereits in dem kleinen Haus hinter dem Deich versammelt. Kurz vor dem Jahreswechsel schneidet ein Schneesturm Haus Tide und seine Bewohner von der Außenwelt ab. Während draußen die Welt vereist, kochen im Innern alte Feindseligkeiten und neue Sehnsüchte hoch. Drei Generationen in einem eingeschneiten Inselhaus – in wenigen Tagen entfaltet sich zwischen ihnen das Leben in seiner ganzen Tragik, Komik und Magie. Die Geschichte der Boysens geht weiter! Im nächsten Roman von Sybil Volks.

"Wintergäste" beginnt mit der Auflistung der Personen, den Mitspielern, wie es die Autorin nennt. Gut gewählter Ausdruck für die Charaktere in dem Spiel, der Inszenierung, in Gang gesetzt durch Inge, der Mutter und Großmutter der Familie. In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr sind alle von überall angereist, haben sich versammelt in dem Haus hinter dem Deich auf der kleinen Insel. Inge Boysen tot? Doch sie ist nicht verstorben und um sie herum laufen die Gedanken in den Köpfen der Menschen. Das Wetter wird schlechter und schließlich werden sie durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschlossen.
"Wintergäste" ist ein Roman, der so anders ist als ich eigentlich erwartete. Das Zusammenhocken der Menschen, wo einzelne ihre Geheimnisse haben. Da tauchen Ängste auf, vor allem deutlich zu spüren die fehlende Kommunikation.
Sterben, Erben …
Die einzelnen Schicksale kommen klar heraus, überschattet doch von den Ängsten der Zukunft, wärend die Gegenwart ungeklärt ist. Mitten drin die Hauptcharaktere Inge, die alles aufnimmt. Eine Protagonistin, mit der ich erst einmal warm werden musste.
Am Ende jedoch versteht man die Familienverbindung. Verschiedene Charaktere erzählen im Wechsel aus ihrer Sicht die Geschichte. Die Personen sind wunderbar exentrisch und voller Geheimnisse. Es sind Menschen wie du und ich, die ihre Fehler haben, keine Perfektionisten, und dennoch jede auf ihre/seine Art liebenswürdig. Auch wenn die Story nicht voller Spannung ist, hat sie mich auf eine gewisse Art gefesselt. Die anschauliche Sprache versetzt den Leser ins Geschehen. Ebenso beeindruckend wie die Autorin das Setting bildhaft hat vor Augen entstehen lassen.

Ein ansprechendes Buchcover ist wichtig und das von "Wintergäste spricht mich an: Das reetgedeckte Haus, die Frau mit Kind vor dem tobenden Meer.  Fährt man mit den Fingern über den Titel und Autorennamen, fühlt man den hervorgehobenen Druck. Auch der gewählte Font hierfür - Kompliment an die Designer.

"Wintergäste" von Sybil Volks, ein Buch, welches sich gerade jetzt ideal an den langen und kalten Tagen lesen läßt - passt optimal. Ein großer Familienroman voller Poesie und Geheimnisse - so der Verlag. 

Wintergäste nennt man Vögel, die in einem Gebiet, in dem sie nicht brüten, überwinter – weil es dort wärmer ist und sie mehr Nahrung finden. Manche Wintergäste befinden sich auf der Durchreise, andere bleiben bis zum Frühjahr. Die einen kommen alle Jahre wieder, andere nur, wenn es unbedingt sein muss. Es gibt Winterflüchter und Invasionsscharen, Nahrungsgäste, Irrgäste und Ausnahmegäste - gerade so wie bei den Menschen.
aus "Wintergäste"