Rezension

Spannung, überraschende Wendungen und dystopische Zukunftsentwürfe

Secrets - Ich fühle - Heather Anastasiu

Secrets - Ich fühle
von Heather Anastasiu

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext

„Wut, Enttäuschung, Schmerz – Gefühle drohten die Menschheit auszulöschen. Ein Chip befreit sie nun von ihren schädlichen Emotionen. Denn selbstständig zu fühlen ist einfach zu gefährlich. Das erfährt Zoe am eigenen Leib, als plötzlich eine Störung an ihrem Chip auftritt. Zum allerersten Mal entstehen in ihrem Kopf eigene Gedanken und unaufhaltsame Gefühle. Zoe muss dieses Geheimnis um jeden Preis bewahren; sollte es gelüftet werden, droht ihr die Auslöschung. Doch dann gerät ihr Chip derart außer Kontrolle, dass sie sich nicht länger verstecken kann und für ihr Leben und ihre Freiheit kämpfen muss.“

Gestaltung

Das Cover von „Secrets – Ich fühle“ ist farblich wunderschön aufeinander abgestimmt. Die verschiedenen Flieder- sowie Lilatöne schmiegen sich wunderbar aneinander an und schmeicheln dem Auge. Besonders gut gefällt mir, dass man die Rückenansicht des Mädchens zuerst sieht und so der Fokus des Auges auf den kleinen Porteingang am Nacken gelenkt wird. Dieser spielt nämlich in der Geschichte eine zentrale Rolle, sodass das Cover hier sehr schön Bezug zur Handlung nimmt.

Meine Meinung

Der Einstieg in die Handlung von „Secrets – Ich fühle“ erfolgt wirklich rasant. Zunächst lernt der Leser die Welt kennen: Menschen, die in der „Gemeinschaft“ unter der Erde leben, weil die Oberfläche durch Bomben und giftige Substanzen unbewohnbar geworden ist. Gefühle haben die Menschen nicht mehr, dafür aber einen Port im Nacken und den sogenannten „Link“. Durch den „Link“, der zu bestimmten Zeiten vor den Augen der Menschen abläuft, erfahren die Bewohner die neusten Nachrichten und andere Zuteilungen (z.B. ob sie in ein Büro gerufen wurden).

Somit stehen die Menschen unter der Kontrolle einiger bestimmter Menschen, jedoch ist dies den meisten Bewohnern nicht bewusst. Aber es gibt Menschen, die immer wieder „aus dem Link gleiten“.  Menschen, wie die Protagonistin Zoe. Sie lernt der Leser gleich zu Beginn kennen und dadurch, dass sie nicht immer an den „Link“ gebunden ist, ist die Sicht des Lesers auf Zoes Lebenswelt sofort sehr intensiv, da man die Missstände direkt erkennt.

Noch intensiver wird dieser erste Eindruck des Lesers, als der junge Rebell Adrien hinzukommt. Durch Zoes Andersartigkeit gerät sie schnell in Gefahr, doch er rettet sie und gemeinsam begeben sie sich dann auf die Flucht. Auf dieser erfährt Zoe und mit ihr auch der Leser so einige überraschende, schockierende Geheimnisse. Die Ereignisse scheinen sich auf den ersten gut 70 Seiten geradezu zu überschlagen, sodass man gebannt an den Seiten klebt.

Allerdings muss ich sagen, dass es mich etwas irritiert hat, was nach diesen 70 Seiten passiert ist. Zoe flieht mit Adrien aus der Untergrundstadt und dann muss sie aufgrund von einer dramatischen Erkrankung doch zurück in den Untergrund. Allerdings wird sie dabei aufgrund eines Sticks in ihrem  Port im Nacken alles bereits Erlebte vergessen. Was sollte dann bitte diese rasante Flucht zu Beginn? Dann hätte man die ersten Seiten genausogut streichen können oder an eine andere Stelle setzen können.

Ich meine damit nicht, dass ich die ersten Seiten nicht spannend fand (eher ganz im Gegenteil, es war der beste Einstieg in ein Buch, den ich seit langem gelesen habe), aber für die Handlung an sich, war es für mein Empfinden irgendwie eigenartig, da es mir recht unnötig erschien, an der Stelle zu fliehen, um dann direkt wieder zurückzukehren.

Dennoch kann man sagen, dass die Handlung konstant spannend ist und es immer wieder wirklich überraschende und auch unvorhersehbare Wendungen (z.B. habe ich nämlich nicht damit gerechnet, dass Zoe nach den ersten 70 Seiten der Flucht aus der Gemeinschaft wieder zurück in ihre Untergrundwelt muss) gibt. Zudem ist sie wirklich sehr detailliert geschildert, sodass der Leser sich sehr gut zurecht findet und alles bildhaft vor Augen sieht.

Allerdings neigt der Schreibstil von Autorin Heather Anastasiu dazu, dass sie (gerade zu Beginn) sehr viele technische Begriffe (z.B. V-Chip) der für den Leser neuen Welt verwendet, ohne sie genauer zu erklären. Als Leser muss man sich zunächst daran gewöhnen und erst hineinfinden, aber selbst im Verlauf der Handlung stolpert man immer mal wieder über diese Begriffe. Dadurch, dass allerdings aus der Ich-Perspektive von Zoe berichtet wird, fühlt man sich der Protagonistin sowie ihrer Welt sehr nahe und kann dadurch besser hineinfinden. Wäre es in der dritten Person geschrieben worden, wäre die Welt dem Leser noch fremder erschienen und er hätte eindeutig mehr Orientierungsprobleme gehabt.

Fazit

Ein packender, fesselnder Dystopie-Trilogieauftakt, der sich zwar altbekannter Muster bedient, aber durch eine spannende Handlung mit unvorhersehbaren, überraschenden Wendungen zu überzeugen weiß. Einzig die vielen technischen Begriffe und die etwas unlogische Flucht zu Beginn der Handlung, die nach 70 Seiten wieder rückgängig gemacht wird, stören etwas. Das Ende lässt gespannt auf die Fortsetzung warten.

4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos

1. Secrets – Ich fühle

2. Override (auf engl. erschienen)

3. Shutdown (auf engl. erschienen)