Rezension

Stolz & Vorurteil

Loving - Katrin Bongard

Loving
von Katrin Bongard

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ella lebt in einem Paralleluniversum, dort gibt es nur Bücher, Bücher und nochmals Bücher. Am wohlsten fühlt sich Ella, wenn sie ihre Nase in ein Buch stecken kann, über Bücher bloggt oder mit ihrer besten Freundin Zoe zusammen ist. Aber was passiert, wenn der Mädchenschwarm der Schule, der begehrteste Junge der westlichen Hemisphäre auf einmal deine Umlaufbahn kreuzt, anfängt auf deiner Milchstraße entlang zu schlendern und alles durcheinander bringt. 
Luca, dem alle Mädchen der Schule zu Füßen liegen, wird bei einem Schulprojekt über Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ zu Ellas Partner. Das hat ihr gerade noch gefehlt, Ella baut eine Schutzmauer aus Büchern vor sich auf, kneift die Augen hinter ihrer Brille zusammen und versucht sich unsichtbar zu machen. Mal im Ernst, der Typ kann doch nur oberflächlich und eitel sein... Oder lässt sich Ella etwa nur von ihren Vorurteilen blenden? Ist Ella bereit neue Planeten und Sonnensysteme zu bereisen?! 

Der Schreibstil ist wie ein Baiser: locker, flockig und süß. Katrin Bongrad schafft es mit ihren Worten diese verrückte schöne Welt der ersten Liebe wieder aufleben zu lassen. Während des Lesens fährt man in dieser Achterbahn der Gefühle mit. Diese Hochs, in denen man vor Glück und Zufriedenheit fast platzt. Man fühlt sich unbesiegbar und wunderschön. Aber dann gibt es da auch diese steilen Abfahrten, bei denen sich aufregender Nervenkitzel und ängstliche Unsicherheit abwechseln. Auf einmal fühlt man sich nicht mehr selbstbewusst, zweifelt an sich selber und fragt sich, ob man genug ist. 

Das es sich bei den Protagonisten um „normal sterbliche Wesen“ handelt, war für mich eine echte Wohltat! Ich fand es unglaublich erfrischend, dass mal keiner um die Ecke kam mit einer zerrütteten Kindheit, einer schweren Erkrankung oder einem sonstigen Schicksalsschlag. Abgesehen davon, dass sie blendend aussehen und gut trainiert sind, hat man das Gefühl die Geschichte könnte direkt vor der Haustür spielen. Für mich ist es wirklich ein Kompliment, wenn ich sage, dass es herrlich normal war! 

Die Idee einer modernen Version von „Stolz und Vorurteil“ hat mir gut gefallen. Stellenweise sind Ella und Luca wirklich wie Lizzie und Mr. Darcy. Als hätte jemand das Buch aufgeschlagen, sie herausgenommen, abgestaubt, sie einmal mit Hoddies und Sneakern ausgestattet, ihnen statt den Kutschen Fahrräder unter den Hintern geklemmt und ihnen Smartphones in die Hand gedrückt. 

All diejenigen, die Bücher lieben, werden sich an der ein oder anderen Stelle in diesem Buch wieder erkennen. Katrin Bongrad hat mit der Figur der Ella eine Liebeserklärung an Bücher personifiziert. 
Über Ellas Liebe zu Büchern habe ich auch gleich einen Draht zu ihrer Figur gehabt. Leider ist unsere Verbindung im Laufe der Geschichte ab und zu unterbrochen oder gestört worden. Ellas Entwicklung hat für mich stellenweise falsche und ansatzweise oberflächliche Signale gesendet. 

Von Zeit zu Zeit war mir die Entwicklung der Geschichte etwas zu schnell, fast so als hätte jemand auf die "Vorspulentaste" gedrückt. Für mich hätte sich einiges gerne etwas langsamer und intensiver entwickeln können. 

Alles in allem ein Buch das kurzweilig für einen schönen Lesemoment sorgt. Eine Geschichte, die weder mit großen Überraschungen, Wendungen noch Kniffen aufwartet! Es ist voraussehbar was einen erwartet.