Rezension

Story mit Potential, aber dann einfach zu viel des Guten

Influence - Fehler im System - Christian Linker

Influence - Fehler im System
von Christian Linker

Bewertet mit 3 Sternen

Stell dir vor, die digitale Welt ist von heute an offline ... Eigentlich sollte heute Amirs großer Tag sein. Mit der Übergabe von geheimem Material an den Netzaktivisten Habakuk war ihm der größte Skandal in der Geschichte des Internets sicher. Doch kurz vor dem Treffen bricht weltweit das Netz zusammen. Wer dahinter steckt, ist unbekannt. Was wusste Whistleblower Manfred, der Amir das Material für den Leak mit der Bemerkung gab, dass ein Ereignis größten Ausmaßes bevorstehe? Inmitten des ausbrechenden Chaos sucht Amir nach dem mysteriösen Habakuk. Als er diesen findet, rast aus dem Nichts ein Auto auf die beiden zu und verfehlt sie nur knapp. Auf wen hatte es der Täter abgesehen? Auf Amir oder Habakuk? Und gibt es eine Verbindung zum digitalen Blackout?

Cybercrash und die Frage, kann das wirklich passieren

Dieses Buch im jugendlichen Stil führt dem Leser mit jeder Menge Spannung vor Augen, wie abhängig der Mensch vom Netz ist und welche Abgründe sich bei einer "Cyberkalypse" auftun. Was passiert mit der Gesellschaft allgemein und den Menschen insbesondere in so einer Situation? Abgründe in ungeheurem Ausmaß tun sich auf.

Protagonist Amir kommt sympathisch, aber ziemlich naiv rüber. Er kann nicht abschätzen, worauf er sich hier eingelassen hat. Mit Kalliope hat er die perfekte Gegenspielerin, was ihn n och überrraschen wird.

Das Buch bietet zwar gute Unterhaltung, hat gute Momente der Spannung, aber der Autor hat alles aufgefahren und reingepackt, was ein Thriller zu bieten hat. Ab Mitte der Geschichte  ist es total überzogen,  erzwungen spannend: Flucht, Verfolgungsjagden, militante Bürgerwehr mit ländlicher Kneipe als Hauptquartier, Entführung, Folter, Mord, fast Vergewaltigung, Laptop-/Handyverbrennung und fast Sex, welcher noch irgendwo reingequetscht werden musste, unglaubwürdig und überhaupt nicht passend in der Situation. Eigentlich fehlte nur noch Organ- und Menschenhandel. Das Ende, naja - ein Cliffhanger vom "Feinsten".

Mag sein, dass das alles ironisch und satirisch gemeint war, es war dann doch nur übers Ziel hinausgeschossen und überzogen.

Schade, denn die Story hat Potential und soll eine Botschaft übermitteln, den Umgang und die Abhängigkeit der Menschen vom Netz zu überdenken.