Rezension

Toll komponierter Thriller mit Spannung und Gruselfaktor

Schnee -

Schnee
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 5 Sternen

Eindrucksvoll komponierter Grusel-Thriller aus dem winterlichen Island

Eine kleine Gruppe Hauptstädter wird seit einer Woche vermisst, die zu viert oder zu fünft, und größtenteils unerfahren, zu einer Wanderung in einem unwirtlichen isländischen Naturschutzgebiet aufgebrochen ist. Die Auffindesituation einer ersten Toten gibt dem Rettungsteam – und dem Leser - Rätsel auf. Die entstehende Spannung bleibt bis zum Ende des Romans erhalten.

Es gibt zwei Zeitebenen und drei Handlungsstränge und damit auch drei Protagonisten, aus deren Perspektive die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Erst gegen Ende des Thrillers wird klar, wie der dritte, im wahrsten Sinne geheimnisvolle Handlungsstrang mit den anderen beiden zusammenhängt.

Yrsa Sigurdardóttirs Schreibstil ist fesselnd, wortgewandt und eindrücklich. Bildhaft und Gänsehaut erzeugend beschreibt sie die weiße, eintönige, eiskalte Winterlandschaft genau so wie die wechselnde Gefühlslage der Figuren, von Vorfreude und Erleichterung bis Angst, Erschöpfung und Verzweiflung. Wie verändern sich Menschen und ihre Wahrnehmungen, wenn sie auf sich selbst zurückgeworfen sind und den Kräften der Natur gegenüber stehen? Alle Charaktere sind glaubhaft und authentisch beschrieben, besonders die Protagonisten haben mich berührt.

Von Beginn an ist die Geschichte rätselhaft und entwickelt eine Faszination, die mich bis zum Ende nicht losgelassen hat. Einmal mit dem Buch angefangen, habe ich bis zum frühen Morgen gelesen, weil ich mich nicht losreißen konnte und wollte. Ich habe schon andere Bücher der Autorin sehr gern gelesen, „Schnee“ ist für mich ein neues Highlight, das mich bestens unterhalten hat.

Die eindrucksvolle Beschreibung des schneebedeckten Naturschutzgebiets scheint im Gegensatz zum schwarzen Cover zu stehen, das nur Autorenname und Titel in abgestuftem Weiß zeigt, dennoch passt das dunkle Cover zur atmosphärisch gelungen dargestellten Stimmung der Geschichte und sein Minimalismus zur optischen Eintönigkeit des alles verhüllenden Schnees.