Rezension

Tolle Biographie einer starken Frau

Der Honigbus - Meredith May

Der Honigbus
von Meredith May

Bewertet mit 4 Sternen

Meredith Eltern trennen sich als sie und ihr Bruder noch sehr klein sind. Ihre Mutter Sally zieht mit den beiden Kindern weit weg vom geliebten Vater zu den Großeltern nach Kalifornien. Dort angekommen überlässt sie die Kinder der Großmutter und dem Stiefgroßvater, um Monate lang nicht mehr aus dem Bett aufzustehen. Auch danach kümmert sie sich kaum um ihre Kinder, sie vernachlässigt und misshandelt sie sogar und versinkt in Selbstmitleid. Sallys Mutter wiederrum kümmert sich nur um ihre Tochter, so dass die Kinder als einzige Vertrauensperson auf den Stiefgroßvater bauen können. Durch ihn und seine Bienenzucht schafft Meredith es trotzdem ihre Kindheit und Jugend gut zu überstehen und später ein normales und erfolgreiches Erwachsenenleben zu führen….

Zitat:

„Ich könnte mein Leben weiterhin durch das definieren, was mir fehlte, so wie meine Mutter. Oder ich könnte dankbar sein, dass ich auf tiefgründige Weise gerettet worden war. Grandpa und seine Bienen hatten mich durch eine führungslose Kindheit geleitet, mich beschützt und mich gelehrt, ein guter Mensch zu sein.“

Das Buch ist in einer angenehmen bildhaften und fließenden Sprache geschrieben, was mir sehr gut gefallen hat. Meredith Mutter Sally leidet offensichtlich an Depressionen. Depressionen sind eine sehr schwerwiegende Krankheit, die sich auch extrem auf alle Angehörigen auswirkt. Gerade an Kindern geht eine solche Erkrankung innerhalb der Kernfamilie nie spurlos vorbei und muss lange und intensiv aufgearbeitet werden. Aus diesem Grund hat mir  auch am allerbesten gefallen, wie Meredith für sich selbst bemerkt, dass die Bienen und das Wissen darüber ihr helfen, mit ihrem eigenen Leben zurecht zu kommen. Ihr Grandpa vermittelt ihr all das dazu nötige Wissen mit einer solchen Ruhe und Weisheit, dass er sich immer mehr zu ihrem Rettungsanker entwickelt.

Mich hat dieses Buch sehr berührt. Es ist ja doch noch einmal etwas ganz anderes, wenn man ein Buch liest und weiß, dass es sich nicht um eine fiktive Geschichte, sondern um reale Erlebnisse handelt. Ein bisschen schade fand ich, dass die Beziehung zu einigen der Hauptpersonen nur so oberflächlich behandelt wurde. Ich hätte gerne mehr über Meredith Bruder Matthew, ihren Vater oder ihre einzige Freundin Sophia gelesen. Z. B. ob heute noch Kontakt besteht und wie sich das Verhältnis entwickelt hat. Aber da Meredith May den Blickpunkt auf die Bienen und damit auf ihren Großvater gelegt hat, steht natürlich diese Geschichte im Mittelpunkt. Vor allem das vermittelte Wissen über Bienen und Bienenzucht, dass sich durch das ganze Buch und auch durch Merediths ganzes Leben zieht, hat mich sehr beeindruckt und ich habe viel Neues gelernt, was meinen Respekt vor diesen intelligenten Tieren noch einmal deutlich verstärkt hat. Ein tolles, einfühlsames und interessantes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.