Rezension

Toller Urlaubskrimi

Schwarzer August - Gil Ribeiro

Schwarzer August
von Gil Ribeiro

Bewertet mit 4 Sternen

»Sie sind verblüffend ehrlich. Das ist eine seltene Tugend.« »Das ist keine Tugend, sondern das ist zwanghaft.«

Leander Lost, Austauschkommissar aus Deutschland an der Algarve, ist endlich mit Soraia, der Schwester seiner Kollegin Graciana, zusammengezogen. Die glücklichen Tage werden jäh von einer explodierenden Autobombe beendet. Ein Schock für alle in der Region! Und leider bleibt es nicht bei dem einen Anschlag. Als sich der Bombenleger mit seinen Forderungen meldet, wird klar, dass unsere Ermittler ein riesiges Problem haben...  

 

Ich liebe die Krimireihe rund um Leander Lost und seine portugiesischen Kollegen. Ich mag den Stil des Autors, ich mag die Charaktere, die Beschreibung der Umgebung und der diversen landestypischen Besonderheiten. Sollte ich mal in das Land kommen, werden mir beim Blick auf eine Speisekarte vermutlich einige Passagen aus dem Buch einfallen ;-) Und obwohl ich bei Krimis normalerweise nicht viel „Drumherum“ mag, passt es hier einfach und fügt sich harmonisch und lebensecht zusammen.

Die Fälle empfand ich immer als sehr spannend, ein wenig stutzte ich daher, als die erste Bombe hochging. Ganz ehrlich, wenn in einem Krimi Bomben explodieren, fesselt mich das gewöhnlich nicht so. Zum Glück entwickelte sich aber im Lauf des Buchs eine interessante Thematik. Die Präsentation des eigentlichen Täters war nicht ganz gelungen und überraschend, was mir irgendwo aber auch gefiel, da ich schon viel zu früh einen anderen Verdacht hatte, der dann zur klassischen falschen Fährte wurde. Und zum Ende hin wurde es sogar noch richtig spannend!

 

Losts besondere Fähigkeiten kommen leider nicht ganz so zum Tragen wie in den Vorgängerbänden, aber dafür finde ich die Entwicklung seiner Beziehung zu Soraia sehr interessant. Ein Asperger, der versucht, einen neuen Bereich in seinem Leben zu etablieren, Logik und Gefühl zu verbinden – das hat was. Ich fand die entsprechenden Abschnitte sehr gelungen.

Unter anderem durch Losts Unfähigkeit zu lügen entwickeln sich immer wieder amüsante Wortwechsel (siehe z.B. das einleitende Zitat). Ich mag es sehr, wie Losts Kollegen sich darin üben, mit dieser für ihren Beruf klaren Schwäche umzugehen.

Auch bei anderen Charakteren lassen sich Entwicklungen beobachten. Besonders fiel mir da Duarte auf, eigentlich bislang für mich eine unsympathische Lachnummer – und nun blickt man ein wenig hinter die Fassade. Zudem bringt Duarte nun Dinge zustande, die ich ihm früher nicht zugetraut hätte. Ich bin wirklich gespannt, wie es mit ihm in einem hoffentlich bald erscheinenden Folgeband weitergehen wird!

 

Dieser vierte Band der Reihe setzt keine Vorkenntnisse der ersten drei Bände voraus, um die Entwicklung der Charaktere besser genießen zu können, würde ich aber empfehlen, die Reihe vorne zu beginnen.

 

Fazit: Toller Urlaubskrimi! Ich mag den Mix aus Krimihandlung, interessanten Charakteren und schöner Umgebung. Gerne mehr davon!