Rezension

Träume sollten niemals sterben

Miss Bensons Reise -

Miss Bensons Reise
von Rachel Joyce

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderschöne und wundersame Geschichte über eine außergewöhnliche, sich langsam entwickelnde Freundschaft.

Rachel Joyce hat einen Roadtrip der besonderen Art vorgelegt, der sehr gut unterhält und Mut macht, über seinen eigenen Schatten zu springen.

Margery Benson, Mitte vierzig, Single, übergewichtig und Hauswirtschaftslehrerin, sieht sich eines Tages durch eine Karikatur mit ihrem Leben im Jahr 1950 konfrontiert, das sie so nie leben wollten. Durch eine Kurzschlusshandlung verliert sie ihre Anstellung, wobei sie gedanklich schon ganz wo anders ist, nämlich in Neukaledonien. Dort soll es einen noch unentdeckten goldenen Käfer geben, den sie schon vor Jahrzehnten suchen wollte. Das Leben kam dazwischen. Eine Zeitungsanzeige soll ihr eine passende Assistentin für die Expedition bescheren, läßt sie allerdings mit der lebenslustigen und völlig ungeeigneten Enid Pretty am Bahnsteig enden. Und nun beginnt eine Reise, die voller lustiger, trauriger und nachdenklicher Momente ist und die das Leben der beiden Frauen verändern wird.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das macht zum einen die sehr außergewöhnliche Geschichte um die Suche nach dem goldenen Käfer am anderen Ende der Welt. Zum anderen sind die Charaktere eine Wucht. Margery und Enid sind zwar völlig verschieden und extrem, dabei aber sehr realistisch gelungen. Die Entwicklung der beiden und ihr Handeln ist glaubwürdig. Wie sie sich langsam annähern, ergänzen und schließlich Freundinnen werden, geht ans Herz. Geschichte und Charaktere reißen die Leser in die Geschichte hinein und lassen sie an der Expedition mit ihren Höhen und Tiefen teilhaben.

Der Schreibstil ist sehr schön eindrücklich, wenn es um die Natur und Beschreibungen geht. Dialoge sind witzig und pointiert, vor allem zwischen den Protagonistinnen. (Das liest sich im englischen Original bestimmt nochmal so gut.) Es gibt ein paar Zufälligkeiten und Ungereimtheiten, wenn man genau hinsieht, aber das stört den Lesefluss und die Geschichte meines Erachtens nicht. Trotz aller Nähe zur Realität, sei es im Nachkriegsengland oder im Dschungel, hat die Geschichte immer auch etwas von einem Hauch Märchen.

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht und ich kann es nur empfehlen. Auf eine mögliche Verfilmung freue ich mich jetzt schon. Fünf Sterne für die Reise von Miss Benson und Enid Pretty.